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Ein Jahr hat mich mein Italienisch-Sprachlernkalender begleitet und mich so halbwegs vor dem großen Vergessen dieser schönen Sprache bewahrt. Heute hat er sich noch einmal mit einem Zitat von Italo Calvino (1923-1985) zu philosophischen Höhenflügen aufgeschwungen:
"Das Leben ist eine Aneinanderreihung von Ereignissen, von denen das letzte den Sinn aller vorangegangenen ändern könnte."
Solche Ereignisse und Begegnungen, die unserem Leben einen Sinn geben können, wünsche ich allen Lesern im neuen Jahr.
P.S.: Und für alle die ihr Italienisch aufpolieren möchten oder gerne mit Originalzitaten brillieren:
"La vita è un insieme di avvenimenti, di cui l'ultimo potrebbe anche cambiare il senso di tutto l'insieme."
Sich selbst und die eigene - religiöse - Gemeinschaft zu feiern ist eine tolle Sache, wichtig für die Identitätsbildung und macht Spaß. Aber mußte man aus ein paar netten Partys gleich Prognosen für die gesellschaftliche Entwicklung ableiten - so geschehen rund um die Papstwahl, den Weltjugendtag in Köln und den Papstbesuch? Wiedererstarken des Christentums, Spiritualität als soziokultureller Megatrend - wie schön war es sich gegenseitig dazu zu gratulieren, vielleicht doch nicht auf der Loserseite des 21. Jahrhunderts zu stehen. Vor allem für diejenigen, die sich nach den alten Zuständen der Volkskirche zurücksehnen. Der neue Religionsmonitor holt uns auf den Boden der Tatsachen zurück: "keine guten Aussichten für die christlichen Kirchen" analysiert Paul Zulehner - der Mann, der schon vor 20 Jahren den "ekklesialen Atheismus" angeprangert hat. Genau. Die Kirche als Institution und ihre Erhaltung sind kein Selbstzweck. Dafür wäre ein bisschen Gottvertrauen angesagt. Denn "die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen". (Mt 16,18)
Alan Posener - Kommentarchef der Welt am Sonntag - hat einen sehr beachtenswerten Beitrag geschrieben unter dem Titel: Gott ist kein moralisches Vorbild für die Menschen. Man mag auf den ersten Blick als Christ schockiert sein, wie er mit dem Gott der Bibel umgeht ("schlimmer als Zeus!"), aber letztlich spricht er einen wunden Punkt an:
Trauen wir Christen unserer Religion? Verzwecken wir sie nicht oft selber nach dem Motto: "Ohne Gott keine Moral, nur Anarchie, Mord und Totschlag" in der trügerischen Hoffnung, wenigstens noch als "Moralapostel" eine Berechtigung in einer säkularen Gesellschaft haben?
Sätze wie diese sind "ganz großes Kino". Dafür lieben wir die BILD-Zeitung - ohne die wir heute auch nicht Papst wären.
Dass bei der Ein-Herz-für-Kinder-Gala über 12 Millionen Euro gespendet wurde, ist sagenhaft! Bedauerlich nur, dass uns die Abgründe, in denen sich manche Kinder in unserem Land befinden, das Leid, das sie ertragen müssen, erst wieder in den letzten Wochen vor Augen geführt wurden. Geld und gelebte Solidarität wären eine unschlagbare Kombination; und vielleicht könnten wir damit auch den Rufen nach einem Überwachungsstaat entgegentreten.
"Ein erster wesentlicher Lernort der Hoffnung ist das Gebet. Wenn niemand mehr mir zuhört, hört Gott mir immer noch zu. Wenn ich zu niemand mehr reden, niemanden mehr anrufen kann – zu Gott kann ich immer reden. Wenn niemand mehr mir helfen kann – wo es sich um eine Not oder eine Erwartung handelt, die menschliches Hoffenkönnen überschreitet –: Er kann mir helfen. Wenn ich in eine letzte Einsamkeit verstoßen bin: Der Betende ist nie ganz allein."
Spe salvi, 32
Hier geht's zu "Spe salvi".
Dank der Medien können wir unsere Krankheiten besser planen: Schon halbe Städte seien vom Norovirus dahingerafft. Haben Sie nach der Zeitungslektüre heute morgen nicht auch in sich hineingehört, ob Sie schon erste Anzeichen einer Erkrankung bei sich feststellen konnten?
In den Zeiten der Hatz auf die Homöopathie war ein Wort in aller Munde: Placebo-Effekt. Doch haben schlechte Nachrichten mit Sicherheit ihrerseits einen negativen, krankmachenden Placebo-Effekt! Da vertraue ich doch lieber auf die Kraft guter Gedanken - und bestärken wir uns gegenseitig darin! Ich kann die kleingläubigen Kirchenkreise nicht verstehen, die ängstlich oder kämpferisch ihre Parole "positives Denken macht krank" vor sich her tragen. Hallo?! Wir Christen haben die positiven Gedanken schlechthin in unserem Angebot: die "Frohe Botschaft". Wer nicht in einfachen Dinge positiv denken kann, tut es auch in den großen nicht. So bin ich überzeugt von dem scholastischen Grundsatz: Die Gnade setzt die Natur voraus.
"Weil der Mensch immer frei bleibt und weil seine Freiheit immer auch brüchig ist, wird es nie das endgültig eingerichtete Reich des Guten in dieser Welt geben. Wer die definitiv für immer bleibende bessere Welt verheißt, macht eine falsche Verheißung; er sieht an der menschlichen Freiheit vorbei. Die Freiheit muss immer neu für das Gute gewonnen werden."
Spe salvi, 24
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"Wir brauchen die kleineren oder größeren Hoffnungen, die uns Tag um Tag auf dem Weg halten. Aber sie reichen nicht aus ohne die große Hoffnung, die alles andere überschreiten muß. Diese große Hoffnung kann nur Gott sein, der das Ganze umfaßt und der uns geben und schenken kann, was wir allein nicht vermögen."
Spe salvi, 31
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Hier gibt's Tag für Tag die schönsten Stellen der neuen Enzyklika Papst Benedikts:
"Nicht die Wissenschaft erlöst den Menschen. Erlöst wird der Mensch durch die Liebe. Das gilt zunächst im rein innerweltlichen Bereich. Wenn jemand in seinem Leben die große Liebe erfährt, ist dies ein Augenblick der 'Erlösung', die seinem Leben einen neuen Sinn gibt."
Spe salvi, 26
Hier geht's zu "Spe salvi".
Streng nach dem Motto: "Es muss nicht immer Bruder Paulus sein", sucht die katholische Fernseharbeit im Auftrag der Bischofskonferenz telegene Pfarrer und Ordensleute, die bereit sind, in Shows und Diskussionsrunden der Kirche ein sympathisches Gesicht zu verleihen.
http://www.kirche.tv/casting/
Liebe Pfarrer, liebe Nonnen, die Zeit eilt: Am 30.11. ist Bewerbungsschluss. Also schnell noch den Oberministranten mit der Videokamera engagiert und das Bewerbungsvideo auf youtube oder myvideo hoch geladen! Vielleicht winkt ja sogar die große TV-Karriere, wenn das kirchliche Internet-TV angelaufen ist.
Ich finde nur, dass die Ausscheidung nicht im stillen Kämmerlein stattfinden sollte. Organisiert doch ein öffentliches Casting auf einer der Videoplattformen! Zumal Castingshows echte Quotengaranten sind.
Schade, schon hat das Erzbistum München-Freising sein Missfallen kund getan: Ein privates Konsortium möchte auf dem Gipfel des Predigtstuhl oberhalb Bad Reichenhalls eine 55 m hohe Jesus-Statue à la Rio aufstellen. Die größte der Welt! Doch auch im zweiten Anlauf für diese Initiative findet das Erzbistum normale Gipfelkreuze und Bergkapellen attraktiver. Und ob man in Bayern für die Einweihung zur evangelischen Konkurrenz geht? Schwer vorstellbar! (Aber vielleicht wäre es ganz amüsant, wenn sich Landesbischof Friedrich in die Diskussion einschalten würde.)
Die bayrisch-katholische Kirche sollte nicht so verbohrt sein. Schließlich müssen die Bergbahnbetreiber an die schneelosen Zukunft denken. Und da haben sie mal eine tolle Idee... Außerdem wäre es doch zu schön, wenn der Papst vom Flugzeug aus auf einem hoffentlich noch einmal stattfindenden Besuch in der Heimat den Kolossal-Jesus segnen würde.
P.S.: Kulturpessimisten würden sagen: Nur her mit dem Riesen-Jesus! Dann haben die Taliban in hundert Jahren wieder was Schönes, um es in die Luft zu jagen.
Ganz frisch hat die katholische Kirche ihre Jahresstatistik 2006 veröffentlicht und schon werden die Taschenrechner gezückt und haarklein die Vergleiche mit dem Vorjahr gezogen. In einigen Bistümern (wie Eichstätt) gab's vergangenes Jahr sogar mehr Gottesdienstbesucher als in 2005. Glückwunsch! Auch die Lücke zwischen Austritten auf der einen und Wiederaufnahmen und Eintritten auf der anderen Seite ist kleiner geworden - sogar beträchtlich von 73000 auf 68000. Allein der Blick auf das Verhältnis von Taufen und Bestattungen stimmt dann doch nachdenklich: eine Deckungslücke von 65000. (Für die Freunde der Statistik: sogar gestiegen um 3000.)
Der Blick über die weißen und grauen Häupter der Gottesdienstbesucher (und auf die demografische Entwicklung) scheint dies zu bestätigen. Hilft nur eins: Hoffen und Beten - wofür ja Kirchen da sind! Schade, dass die Qualität und Intensität von Gebeten so schwer statistisch erfasst werden kann.
http://www.dbk.de/imperia/md/content/kirchlichestatistik/2006eckdaten.pdf
Eine seltsame Website bringt es an den Tag: Die katholische Kirche kümmert sich zuwenig um die Singles! Wenn sie sich an Menschen in den Lebensphasen zwischen Firmung und Taufgespräch wendet, dann meistens in Form von Empfehlungen zu einem zurückhaltenden Sexualleben. Da fühlt sich kein einsames Herz verstanden. Wie gut, daß man jetzt so grundlegende Dinge wie das Kennenlernen eines Ehepartners nicht mehr dem direkten Wirken Gottes überlassen muss, sondern tatkräftige Unterstützung durch professionelle Beter zum heiligen Antonius bekommt. Dass für die Betreiber von http://www.blogger.com/www.kathtreff.org dabei ein bisschen Bares herausspringt, sei ihnen gegönnt.