Georg ist ein echter Fachmann für Bücher. Was er empfiehlt, lese ich immer. Deshalb kann ich jetzt erzählen, warum Sie es auch lesen und mit uns diskutieren sollten:
The Law Attraction (Das Gesetz der Anziehung) wurde gechannelt von den nichtkörperlichen Wesen "Abraham" und beschreibt in der Hauptsache das Phänomen, dass sich Ähnliches gegenseitig anzieht. Verkürzt gesagt: Wenn ich positiv denke, werde ich Positives in meinem Leben erschaffen und umgekehrt. Wir können das in der Tat ständig an uns selbst und an anderen Menschen beobachten: Die innere Einstellung bestimmt unsere Herangehensweise an Menschen, Aufgaben und Situationen und damit auch über geglückte oder unglückliche Begegnungen, über Erfolge und Mißerfolge. Ich bin überzeugt davon, dass sich viele Menschen nicht nur subjektiv besser fühlen, sondern sich tatsächlich in besseren Lebensituationen befinden würden, wenn sie ihren Blick weniger auf das Negative, die Gefahren und die Bedrohungen und mehr auf das Positive, die Chancen und ihr Glück richten würden. Das Buch vermittelt die Botschaft auch Schicksalsschlägen nicht hilflos ausgeliefert zu sein und zeigt Wege aus dem Tief auf. Deshalb kann es in vielen Lebenslagen, gerade auch in ausweglos erscheinenden Krisensituationen, ein guter und hilfreicher Ratgeber sein.
Aber nicht in allen. Die Werte, die es laut "The Law Attraction" für ein glückliches Leben zu erreichen gilt, sind Gesundheit, Reichtum, Erfolg. Unglück, Mißerfolg und Schmerzen sind zu vermeiden, indem man am besten gar nicht daran denkt. Ich finde, hier greift das Buch zu kurz.
Zum einen ist es so, dass Menschen vor allem in Krisen wachsen. Natürlich ist es nicht sinnvoll, sich absichtlich von einer Krise in die nächste zu begeben. Aber von vornherein allem, was schwierig sein könnte, aus dem Weg zu gehen, beraubt den Menschen vieler Entwicklungsmöglichkeiten. Die Homöopathie beschreibt das sehr gut am Beispiel der Krankheiten im Kindesalter. Auch Erwachsenen kann es für ein glückliches Leben helfen, sich den eigenen Unzulänglichkeiten zu stellen und Krisen durchzustehen, selbst wenn das unangenehm ist und nicht mit einem permanenten "Ich-bin-so-toll"-Gefühl einher geht.
Zum zweiten habe ich als Christin auch andere Werte und eine andere Sicht auf vordergründiges Scheitern kennengelernt. Wahrscheinlich hätte sich Jesus durch "positives Denken" das Kreuz ersparen können. Die Welt erlöst hätte er damit aber nicht. Vergleichbares gilt für alle Menschen, die ihr Leben, ihren Reichtum, ihren Erfolg, ihre Gesundheit für andere eingesetzt haben und das heute noch tun. Dafür ist in "The Law Attraction" kein Platz. Im Gegenteil:
Noch mehr als die inhaltlichen Werte stört mich Abrahams individualistische, eigentlich egozentrische Denkweise, die in der Konsequenz dazu führt, dass ich das Unglück und Leid der anderen Menschen gar nicht mehr sehen will. Am besten gar nicht erst hinschauen und den, dem es schlecht geht, gar nicht beachten. Er ist ja sowieso selbst schuld, weil er durch sein Denken die Pechsträhne, den Raubmord oder den Terroranschlag in seinem Leben selbst erschaffen hat. Das ist der klassiche Fall von Blaming the Victim! Das ist das Gegenteil von Solidarität! Dabei ist das Buch nicht so schlicht gestrickt, dass es dieses Problem einfach überginge. Aber es gelangt doch in Argumentationsnot. Ein Beispiel: Auf den Seiten 77/78 wird erläutert, dass wegen des Gesetzes der Anziehung die Berichterstattung durch die Massenmedien zu weiteren Terroranschlägen führt. Das sehe ich fast genauso: Terroristen sind nicht dumm und bedienen sich der Massenmedien, ohne die ihre Anschläge völlig sinnlos wären. Aber der einzelne U-Bahn-Passagier oder WTC-Büroangestellte hat vielleicht in seinem ganzen Leben niemals daran gedacht, als Opfer eines Terroranschlags zu sterben oder überhaupt Opfer eines Gewaltverbrechens zu werden. Wie hat dieser Mensch sein grausames Schicksal erschaffen? Was können die Angehörigen, die vielleicht sehr lange unter verschiedenen Folgen zu leiden haben, dafür? Darüber schweigt Abraham.
1 Kommentare:
Find ich toll dass ihr als Augsburger unseren Erzbischof zitiert!
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