Samstag, 31. Mai 2008

Will hier jemand Frauen ordinieren?

Nach tagelangem Drumherumschleichen kann ich es mir nun doch nicht verkneifen, meine Leseempfehlungen zum Dekret der "Tatstrafe der Exkommunikation für Frauenordination" zu publizieren. Als da wären dreieinhalb:


Die erste: Der nicht zu toppende
Kommentar von Elsa Laska
Die halbe in direkter Assoziation zu Elsas Ausführungen: David Safier, Mieses Karma
Die zweite: Abschnitt Amt aus BEM (Lima-Papiere) - nur noch Nostalgie?
Die dritte: Ein neues
Interview mit Elisabeth Schüssler Fiorenza, der scharfsinnigen katholischen Bibelwissenschaftlerin, in dem sie sich unter anderem auch zur Frauenordination äußert: "Was mir Mühe macht, ist, dass diese Frauen über die Ordination die kirchlich-patriarchalen Strukturen reproduzieren, sie aber nicht in Frage stellen und verändern."


Donnerstag, 29. Mai 2008

Chant for Chart






Das Video der Mönche vom Stift Heiligenkreuz, die es in die weltweiten Charts geschafft haben. Roland Mischke von der FR erzählt, wie das passiert ist

Dienstag, 27. Mai 2008

Gefährliche Lektüre

Im Urlaub ist mir die tägliche Zeitungslektüre eine liebe Gewohnheit geworden - auch wenn mich die italienische Innenpolitik nicht rasend interessiert. Da war ich überrascht, ein Riesen-Interview mit Hans Küng zu lesen oder einen großen Bericht über die Entwicklung des Sacro-Pop: und das in der ganz weltlichen La Repubblica.

Ein Artikel hat mich nur total aus der Bahn geworfen: der über einen Brief Albert Einsteins, der in London versteigert wurde. Darin bezeichnet Einstein (und ich muss jetzt leider aus dem Italienischen sinngemäß ins Deutsche rückübersetzen) die jüdische Religion wie auch alle anderen als infantilen Aberglauben.

Mein Einstein! Der vom Religionsunterricht der Oberstufe bis zur Fundamentaltheologievorlesung oder jeder zeitgenössischen Apologie (wie der Scott Hahns) als der Garant dafür gehandelt wird, dass man nur schlau genug sein müsse, nur weit genug forschen müsse, um am Ende beim Glauben an Gott zu landen und vor dem Schöpfergott sein Knie zu beugen.

Es gab in meiner Vorstellung nur zwei Gruppen von Gläubigen: die einfachen Geister und Mittelmäßigen wie mich, die gleich glauben müssen, und die Genies, die ihrem Geist einen Ausflug bis an die Grenzen der Erkenntnis gönnen, um dann zu glauben. Und jetzt die Sache mit Einstein! Dabei wirkte sein "Gott würfelt nicht" auf mich als Theologiestudent (mit Physik-Leistungskurs-Vergangenheit) sooo beruhigend... Das große Thema des Pontifikats B16 "Glaube und Vernunft" wirkt auf einmal auf mich recht schal und vermag mich nicht so recht zu trösten. Ich muss wohl erstmal Trauerarbeit leisten.

Montag, 26. Mai 2008

Christliche Weite in Rheinhessen und Osnabrück

"Auf der Bahnfahrt von Koblenz nach Mainz erlebt man es, wenn irgendwann die Berge zurücktreten und das enge Tal sich zu einem großen, flachen Kessel weitet, in dem dank guter Sonnenlage herrlicher Wein wächst." Dieser Satz ist er der erste Grund, weshalb ich diesen Artikel von Klaus Berger verlinken muss. Dass er außerdem Psalm 18 "Du führst uns hinaus ins Weite" illustriert, ist der zweite. Der dritte: Nachdem Scipio und Elsa die Kommentare eines nach eigener Aussage ultramontanen und reaktionären vermutlichen Nicht-Teilnehmers zum Katholikentag promoten, freue ich mich, auf einen konstruktiven Beitrag zu demselben hinweisen zu können, aus dem ich auch gleich zwei weitere Sätze zitieren möchte: "Das habe ich als „katholische Weite“ oder auch „christliche Weite“ kennengelernt, jene befreite Gelassenheit, die auch Fremdes (gerade das Fremde im eigenen Lager) stehen lassen kann, ohne vorschnell zu verurteilen." Und: "So wird im Blick auf das Kreuz biblische Religion am Ende aus der Befreiungs- zu einer Versöhnungsreligion."

Freitag, 23. Mai 2008

Weihrauch: Kein Schaden ohne Nutzen

Nachdem das Inzensieren mit dem Rauchverbot in geschlossenen Räumen wieder in verhaltene Diskussionen gekommen war, stellen Forscher endlich biochemisch fest, was katholische Kirchgänger schon immer ahnten: Weihrauch enthält nicht nur Benzpyren sonder auch Incensol(!)acetat und stimuliert offenbar den sogenannten TRPV3-Rezeptor. Jedenfalls im Gehirn von Mäusen, die ja bekanntermaßen die intelligenteste Lebensform des meistens irrtümlich für einen Planeten gehaltenen Supercomputers Erde sind. Also: Keine Panik beim Hochamt!

Nachlesen auf Focus Online.

Alter Wein in neue Schläuche

Für die Feier der alten Messe wurde am Ostersonntag eine funkelnagelneue Pfarrei eingerichtet: Parrocchia SS. Trinità dei Pellegrini. In Rom. Auf besonderen Wunsch des Papstes. Übergeben an die Priesterbruderschaft St. Petrus. Mt 9,17 widerspricht das nicht.

Wer italienisch (nicht lateinisch!) kann, liest das Dekret im Original, eine deutsche Übersetzung liefert kath.net.

Mittwoch, 21. Mai 2008

Erlöse uns von dem Bösen

Nach meinem Engel-Posting ging der Teufel um: Während in Großbritannien das Unterhaus beschloss, dass die Herstellung von Chimären nicht verboten wird, geilte sich die deutsche Medienlandschaft mal wieder am dem Thema "Exorzismus in der katholischen Kirche" auf. Huuh, das klingt nach Mittelalter, Inquisition und Aberglaube. Und nebenbei nach Reichweite. Journalistisch besonders gelungen ist Gernot Facius´ Überschrift "Die dunkle Macht des Exorzismus greift um sich" - verkehrt sie doch den Sinn des Exorzismus in sein genaues Gegenteil.

Wer das Thema seriöser recherchiert (der Fainess halber auch auf Welt-Online), findet heraus, was der gesunde Menschenverstand sowieso nahelegt: Beim Exorzismus geht es in erster Linie darum, für einen Menschen, der sich den negativen Kräften des Lebens ausgeliefert fühlt, zu beten. Aber das wird weder ein Scoop noch eine Drehbuchvorlage.

Sonntag, 18. Mai 2008

Engel: peinlich oder notwendig?

"Sehnsucht ist der Anfang von allem" - der vielzitierte Satz von Nelly Sachs geht mir nicht aus dem Kopf, wenn ich in dem neuen esoterischen "Engelmagazin" blättere. Georg hat die Zeitschrift schon Ende April in einer Bahnhofsbuchhandlung gefunden, aber wegen der bedauerlich uninteressanten Website (hauptsächlich Mediadaten und Anzeigenpreise) hatte ich keine Eile mit dem Posting.

Mich fasziniert diese Zeitschrift. Sie strahlt aus, was sie verspricht: mehr Licht und mehr Freude in das Leben zu bringen. Sie antwortet auf die Grundsehnsucht des Menschen: Engel garantieren Schutz und Hilfe, Anerkennung und Ermutigung, Liebe und Geborgenheit, Meditation und Mystik, Glück und Heil. Die Engel des neuen Magazins stehen ausschließlich für das Positive in uns und unserem Leben. Wir brauchen sie nur in unsere Leben hineinzulassen. Der sehnsüchtige Teil von mir würde sich am liebsten fallen lassen in diese wattebauschweiche, problemfreie Kuschelspiritualität.

Der andere - ewig kritische - Teil in mir fragt sich: Wo waren die Schutzengel der vielen Menschen, die in den letzten beiden Wochen in Asien sterben mussten? Noch rationaler veranlagten Katholiken als mir sind Engel als Wesen von jenseits der Grenze zum Aberglauben sogar richtig peinlich.

Doch diese intellektgesteuerte Einstellung ist nicht das, was Menschen brauchen. Das Engelmagazin hat es genau erfaßt: Gerade in der Not sehnen sich Menschen nach den guten Mächten im Leben und kann der Glaube an sie neue Kraft und Würde verleihen. Mehr Licht und Freude in das Leben bringen, vielleicht auch mit Hilfe von Engeln - dass das unsere Sendung ist, können wir Katholiken vom Engelmagazin lernen.


Nachtrag: Noch länger als ich haben die Kollegen der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen für ihre Bewertung des Engelmagazins gebraucht. Deren Fazit: Sehnsuchtsreligiosität, gegen die sich die Engel nicht wehren könnten.

Donnerstag, 15. Mai 2008

Nicht schweigen über Burma!

Auch wenn Simon Biallowons ca. zwanzig Zeilen lang ein durchaus verständliches Bedürfnis nach Schweigen angsichts des Elends dieser Tage artikuliert: Ich will es nicht! Mir geht es wie Kurt Marti in seiner Leichenrede für Gustav E. Lips: "im namen dessen, der tote erweckte, im namen des toten, der auferstand", ich protestiere gegen den Tod von 150.000 Menschen innerhalb zwei Wochen.

Vor allem über Burma möchte ich nicht schweigen! Statt dessen empfehle ich den Bericht des CNN-Reporters Dan Rivers
, der sich wie ein Guerillakämpfer durch das Land bewegte, um die Situation vor Ort zu recherchieren, und am Ende trotzdem aufgeben musste. Nicht im Kampf gegen verseuchtes Wasser sondern gegen die Militärregierung, die lieber ihr Volk verrecken lässt als eigene Schwächen zuzugeben. Im Gegensatz zum Erdbeben in China ist in Burma die humanitäre Katastrophe auch eine kommunikative Katastrophe. Und das verschlimmert die Situation ganz erherblich wie die armseligen Spendenaufkommen zeigen.Deshalb gilt meine Wut auch nicht nur der zynischen Junta: Die sogenannte Weltgemeinschaft, die ganze Menschheit schaut untätig weg, wie hunderttausende von Menschen sterben. Dazu soll ich als Christin schweigen?

Damit dann irgendwann in unsere Religionsbücher gedruckt wird: Dem Herrn unserem Gott hat es ganz und gar nicht gefallen?


Nachtrag 1: Wer etwas spenden kann, findet in Elsas Nacht(b)revier den passenden Link.
Nachtrag 2: Einen Tag später ist sogar der Vatikan meiner Meinung: Der Heilige Stuhl fordert die internationale Gemeinschaft auf, Druck auf das Militärregime in Burma auszuüben.

Dienstag, 13. Mai 2008

Fürbitte zum Erdbeben in China

Nie war Anteilnahme so einfach wie zur Zeit der Weblogs:

Viele Fotos und Videos aus Sichuan, der legendären Fröschewanderung am 7. Mai und die Zentren des Bebens auf Google Maps:
http://www.ifgogo.com/

Blogossphere- und Twittersphere-Reporting:
http://cnreviews.com/

Noch mehr Links zu Real-Time Updates aus dem Gebiet um Chengdu:
http://asia.cnet.com/blogs/littleredblog/post.htm?id=63003605&scid=hm_bl

Betet mit mir um Gottes Beistand und Segen für die Menschen, die auf Hilfe warten, Hilfe erhalten oder Hilfe leisten. Und erst recht für alle, für die jede Hilfe zu spät oder gar nicht kommt.

Samstag, 10. Mai 2008

Zum Abschluß der Pfingstnovene

Da sage noch mal einer, in der katholischen Kirche gäbe es nur Vorschriften und keine Meinungsfreiheit! Zwei Meldungen der Pfingstnovene beweisen, dass der Geist weht wo er will, Jesu Jünger auch heute noch in Zungen reden und die katholische Kirche herrlich bunt ist. Denn auch das hier ist katholisch:

Polens Kirche hofft auf Reliquien von Johannes Paul II., auch wenn der Gedanke an eine
Zerstückelung seines Leichnams Unbehagen auslöst. .

Erneuter Vorstoß von fünf Kardinälen ein weiteres Mariendogma einzuführen, das Maria als
"Miterlöserin" verkündet, weil dies den interreligiösen Dialog fördern würde.

Schöne Pfingsten!

Donnerstag, 8. Mai 2008

Wachstumspotenzial

Ich gebe zu, dass mir die Sonntagsreden (bzw. -predigten) zum Thema "Deutschland ein Missionsland" - vorzugsweise an den hohen christlichen Feiertagen zu hören! - zuwider sind.

Die spontane Reaktion eines amerikanischen Gesprächpartners auf meiner USA-Reise vergangene Woche stimmte mich jedoch sehr nachdenklich: Ich berichtete kurz von der kirchlichen Situation in Deutschland, so von wegen 1/3 Katholiken, 1/3 Protestanten, 1/3 Agnostiker u.a. ... Da meinte mein Gegenüber: "Oh, da hat die Kirche ja ein großes Wachstumspotenzial in Deutschland!" So hatte ich das noch nie gesehen. Und ich bin mir sicher, dass es auch bei den deutschen Bischöfen keine strategischen Überlegungen dazu gibt, unsere spezifisch deutsche Situation als Chance zum eigenen Wachstum zu begreifen.

Mittwoch, 7. Mai 2008

Gebet, zum Beispiel an der Zapfsäule

Seit 25. April betet eine Gruppe US-Amerikaner darum, dass die ständig steigenden Kraftstoffpreise fallen mögen "wie die Mauern von Jericho". Seit gestern wabert die Nachricht durch Deutschland. SpOn macht sich schon in der Überschrift darüber lustig und spart sich daduch die Kommentare. Wer es genauer wissen will, ist mit einem anderen Bericht besser beraten, der bereits am 26. April im San Francisco Chronicle erschien.

Außer einigen atheistischen Kommentaren stellen viele Reaktionen das Gebetsanliegen in Frage, zum Beispiel: "Wäre es nicht sinnvoller, einfach weniger Auto zu fahren?", "Andere beten vielleicht um steigende Preise - wie entscheidet sich Gott jetzt?", "Gibt es nicht drängendere Probleme? Betet lieber für ein Ende der Kriege und der Armut in der Welt!"

Nicht nur um billigeres Benzin, an allen Orten der Welt wird gebetet um Sieg im Fußballspiel (meistens von beiden Mannschaften), um Bestehen der Führerscheinprüfung, um Genesung, um gedeihliches Wetter.

Wie bei Prayer at the Pump stellt sich auch bei diesen Bittgebeten die Frage: Dürfen wir Gott um sein Eingreifen bitten - in Angelegenheiten, die uns vor allem selbst nützen? Was ist Gebet überhaupt?

Meine Meinung: Beten ist so vielfältig wie das Leben. Die eigenen Sorgen oder die anderer Menschen im Vertrauen auf seinen Segen vor Gott zu bringen ist legitim und Ausdruck unserer Hoffnung, dass dieser Segen wirkt und hilft.

Auf eine Gruppe in Deutschland, die sich neu gegründet auf das Gebet konzentriert, haben wir früher schon einmal hingewiesen. Weil es eine Weile her ist, hier nochmal der Link zu Vita in Deum.


Donnerstag, 1. Mai 2008

Katholisch in den USA

Nein, ich meine nicht "The Visit". Unser Auslandskorrespondent Georg hat auf seiner Intensiv-Recherche vor Ort einen Kollegen ausfindig gemacht, der unsere Beachtung verdient: "Whispers in the Loggia". Tipp: Wer besser Latein als Englisch kann, sollte ein bisschen Zeit mitbringen.Viel Vergnügen!

Das Grauen in Österreich

Jeder versucht irgendwie damit klar zu kommen, und das ist gar nicht einfach. Während Scipio sich mit dem alten Adam zu trösten versucht (Gegendarstellung: Er wollte es nicht! Nachzulesen in seinem Kommentar.) und Elsa in ihrer Betroffenheit darüber abstimmen lässt, ob Österreich für seine Schwerverbrecher die Todesstrafe einführen soll, habe ich auf Welt-Online den bisher einzigen Beitrag gefunden, der in der Auseinandersetzung mit der Katastrophe wenigstens die Hoffnung auf den Erhalt meiner eigenen geistigen Gesundheit aufrecht erhält: In Österreich wird der Vatertag abgesagt. Vorsicht, ist echt böse!