Dienstag, 27. Mai 2008

Gefährliche Lektüre

Im Urlaub ist mir die tägliche Zeitungslektüre eine liebe Gewohnheit geworden - auch wenn mich die italienische Innenpolitik nicht rasend interessiert. Da war ich überrascht, ein Riesen-Interview mit Hans Küng zu lesen oder einen großen Bericht über die Entwicklung des Sacro-Pop: und das in der ganz weltlichen La Repubblica.

Ein Artikel hat mich nur total aus der Bahn geworfen: der über einen Brief Albert Einsteins, der in London versteigert wurde. Darin bezeichnet Einstein (und ich muss jetzt leider aus dem Italienischen sinngemäß ins Deutsche rückübersetzen) die jüdische Religion wie auch alle anderen als infantilen Aberglauben.

Mein Einstein! Der vom Religionsunterricht der Oberstufe bis zur Fundamentaltheologievorlesung oder jeder zeitgenössischen Apologie (wie der Scott Hahns) als der Garant dafür gehandelt wird, dass man nur schlau genug sein müsse, nur weit genug forschen müsse, um am Ende beim Glauben an Gott zu landen und vor dem Schöpfergott sein Knie zu beugen.

Es gab in meiner Vorstellung nur zwei Gruppen von Gläubigen: die einfachen Geister und Mittelmäßigen wie mich, die gleich glauben müssen, und die Genies, die ihrem Geist einen Ausflug bis an die Grenzen der Erkenntnis gönnen, um dann zu glauben. Und jetzt die Sache mit Einstein! Dabei wirkte sein "Gott würfelt nicht" auf mich als Theologiestudent (mit Physik-Leistungskurs-Vergangenheit) sooo beruhigend... Das große Thema des Pontifikats B16 "Glaube und Vernunft" wirkt auf einmal auf mich recht schal und vermag mich nicht so recht zu trösten. Ich muss wohl erstmal Trauerarbeit leisten.