Samstag, 18. Oktober 2008

Das Kreuz mit dem Stellvertreter

Schon als Haifas Oberrabiner Cohen vor der Bischofssynode sprach, war mir unbehaglich zu Mute: Das mit Papst Pius XII. will nicht so recht klappen. Der Seligsprechungsprozess ist so gut wie abgesschlossen, zahlreiche neuere Publikationen auf dem deutschen Markt lassen seine Rolle im Holocaust in einem neuen Licht erscheinen, doch irgendwie kommt diese neue Interpretation seines Pontifikats bei den Juden nicht an. Renitent scheinen sie sich an Hochuths Interpretation zu klammern und können in Pius XII. nicht denjenigen sehen, der alles in seiner Macht stehende getan hat, um gegen die himmelschreiende menschliche Katastrophe der Shoa anzukämpfen.

Heute lese ich nun bei repubblica.it, eine interessante Fortsetzung des Disputs. So hänge wohl, laut Postulator Pater Peter Gumpel, ein Besuch Benedikts in Israel davon ab, dass in der Gedenkstätte Yad Vashem Papst Pius nicht mehr in einer Bildunterschrift für sein Schweigen zum Holocaust kritisiert werden darf. Als Entgegenkommen böte Benedikt an, die Seligsprechung Pius' momentan nicht zu forcieren.

Naiv, wie ich bin, frage ich mich, warum man Papst Pius unbedingt bereits 50 Jahre nach seinem Tod seligsprechen muss. (Womit ich überhaupt nicht sein heiligmäßiges Leben in Frage stellen will.) Und grenzt es schon an genau die Bloggeranarchie und -ignoranz, die Ludwig Ring-Eifel brandmarkt, wenn ich das Gefühl nicht loswerde, dass Päpste ganz generell im Sich-Gegenseitig-Selig-und-Heiligsprechen ein Höchstmaß an Zurückhaltung üben sollten?

1 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Johannes Schidelko berichtet auf deutsch: http://www.kathweb.at/content/site/infodata/database/21816.html