Samstag, 31. Januar 2009

Frohe Botschaft in der Textanzeige

"Im Anfang war das Wort und das Wort ist weiß Gott nicht die schlechteste Art, eine frohe Botschaft zu verbreiten."

Dieses fromme Sprachspiel stammt nicht aus dem Mund eines Homiletikers, sondern wurde als Textanzeige in einem 
Newsletter der Medienbranche veröffentlicht.

Sonntag, 25. Januar 2009

Kirche in Deutschland goes Internet

Nachdem es der Vatikan vorgemacht hat, können die deutschen Bischöfe auch nicht mehr an ihren Programmplänen für verstaubende TV-Geräte festhalten:

Der ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz hat erst vor wenigen Tagen beschlossen, „verstärkt das Medium der jungen und junggebliebenen Generation, das Internet, zu nutzen und vermehrt auch bewegte Bilder bereit zu stellen. Wir wollen mit möglichst vielen, auch mit denen, die kaum Kontakt mit unserer Kirche haben, ins Gespräch kommen; wir wollen niederschwellige, aber hochwertige Angebote machen, um das Evangelium zu allen Menschen zu tragen." (Erzbischof Zollitsch, www.dbk.de)

Ich frage mich und bin super gespannt darauf, wie ernsthaft man das Gespräch suchen wird. Mit dem Publizieren von teuren Bewegtbildern auf Youtube wird es im Internet nicht getan sein.

(Und ich frage mich und bin etwas geschockt, ob er mit junggebliebener Generation etwa mich meint.)

Samstag, 17. Januar 2009

Maria - Modetrend des Sommers


Man darf gespannt sein, ob es dem chilenischen Designer Ricardo Oyarzun gelingen wird, mit seiner Madonnen-Mode nachhaltig die Modewelt zu beeinflussen.
Die Kirche in Chile ist zurecht empört; sie glaubt halt nicht, dass die vorgeführte Mode Ausdruck einer religiösen Renaissance der Gesellschaft ist. Und über die pastoralen Chancen ist man sicher auch geteilter Meinung.

Donnerstag, 15. Januar 2009

Engel, Spinnen, Silikon

Dank BILD wissen wir rechtzeitig zur Veröffentlichung von Dschungel-Camp Giulias neuerlichen Playboy-Fotos, wieviel Gramm links und rechts dem Betrachter (Leser sagt man, glaube ich, beim Playboy nicht) diesen Augenschmaus bescheren.

Was leider für die RTL-Dschungel-Camp-PR-Maschinerie zu früh war und daher nur wenige wissen: Zuvor hat Giulia Siegel im letzten Herbst in einem recht ansprechend zu lesenden und sehr persönlichen Buch beschrieben, wie Engel ihr Leben begleiten. Einziger Wermutstropfen aus vielleicht etwas naiver Sicht: Wie kann jemand an Engel glauben, der nicht an Gott glaubt? Ich meine mal irgendwo gelesen zu haben, dass Engel Boten Gottes seien.

[Giulia Siegel befindet sich mit ihrer Sichtweise jedoch in prominenter Gesellschaft: So dichtete schon Heinrich Heine, dass er nicht an den Himmel glaube und noch weniger an die römische Kirche, sehr wohl aber an die Existenz von Engeln.]

Sonntag, 11. Januar 2009

Taufe Jesu

Letztes Wochenende sprach mich unser Nachbar an. Er ist Christ und an religiösen Themen so sehr interessiert, dass er sich sogar richtig trockene theologische Literatur zu Gemüte führt. Er habe zu Weihnachten ein exegetisches Buch bekommen, in dem es um den historischen Jesus gehe, erzählte er. Darin stünden Forschungsergebnisse über die Taufe Jesu, die für ihn ein völlig neues Licht auf Jesus werfen würden, was ich denn davon hielte. Er fasste kurz zusammen.

Ich weiß nicht, um welches Buch es sich handelt und habe auch seinen Bericht nicht mehr im Detail im Kopf. Doch es waren keine revolutionären Thesen, von denen er erzählte, sondern "altbekannte Tatsachen", über die wissenschaftlicher Konsens herrscht. Mich hat erschüttert, wie neu diesem gebildeten, intelligenten und interessierten Menschen die Bedeutung der Taufe als zentraler Moment im Leben Jesu waren. Hat die Taufe Jesu in der kirchlichen Verkündigung und Katechese einen derart geringen Stellenwert, dass ein praktizierender Christ aus einem Buch so bewegend Neues erfährt?

Alle Evangelien berichten von der Taufe Jesu durch Johannes im Jordan. Sie markiert den Beginn des öffentlichen Wirkens Jesu. Die Evangelien erzählen davon, dass während der Taufe etwas geschehen ist, das Jesus einen starken neuen Impuls für sein Leben gegeben hat: Jesus hatte eine Vision, deren Inhalt seine Berufung zur Verkündigung des Reiches Gottes war. An anderer Stelle wird ebenfalls von Jesu Initialvision berichtet, und zwar in einer Formulierung, die zu den "ipsissima verba" (historische Aussage Jesu, die im Wortlaut wiedergegeben wird) gezählt wird, und die den Inhalt seiner Botschaft von der Gottesherrschaft in einer anderen Formulierung zusammenfasst: "Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen" (Lk 10,18) Nach seiner Taufe beginnt Jesus mit der Verkündigung des Evangeliums: "Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!" (Mk 1,15). "Blinde sehen wieder und Lahme gehen; Aussätzige werden rein und Taube hören; Tote stehen auf und den Armen wird das Evangelium verkündet" (Mt 11,5) "Wenn ich aber die Dämonen durch den Finger Gottes austreibe, dann ist doch das Reich Gottes schon zu euch gekommen." (Lk 11,20).

Was ist nun daran so bemerkenswert neu, dass mein Nachbar mich darauf ansprach? Fast alles: Johannes hatte das nahe Zorngericht Gottes über das sündige Israel verkündet. Dem entgehen könne nur, wer umkehre und seine Sünden bekenne. Jesus verkündet dem bedrohten Israel das endzeitliche Heil und sagt dieses sogar bereits für die Gegenwart zu! Der endzeitliche Kampf zwischen Gott und Satan ist schon entschieden, die Schuld Israels ist getilgt und gegenstandslos. Jesus demonstriert Gottes Güte, indem er sich mit öffentlich bekannten Sündern einlässt. Er zeigt die Gegenwart der Gottesherrschaft auf, indem er Kranke heilt und Dämonen austreibt. Das Reich Gottes ist gekommen, wir sind gerettet.

Heute, am Fest der Taufe Jesu feiern wir nichts Geringeres als den Beginn des Evangeliums, Jesu Berufung zur Verkündigung des Reiches Gottes - als Prediger, Therapeut, Exorzist, Visionär und Repräsentant der Gottesherrschaft, die mit ihm begonnen hat.

Die urchristlichen Gemeinde greift die Taufe als gängige Praxis auf. Sie gilt einerseits als Reinigungstaufe zur Sündenvergebung wie bei Johannes, vermittelt darüber hinaus aber auch Geistbegabung und Berufung. Als "Wasser- und Geisttaufe" wurde sie zum Initiationssakrament des Christentums. Mehr darüber in unserem neuen Taufe-Special.

Samstag, 10. Januar 2009

Es gibt Gott. Deshalb machen wir uns keine Sorgen und genießen das Leben

Am Dienstag sind sie also nach zweimonatiger Ankündigung endlich losgefahren - die Busse in London und Madrid als Werbeträger für Sinnsprüche von Atheisten. "Es gibt wahrscheinlich keinen Gott. Hört auf Euch Sorgen zu machen und genießt das Leben."

"Es gibt Gott. Deshalb machen wir uns keine Sorgen und genießen das Leben" - lautet die Antwort. Natürlich. Gehört schließlich zu dem, was Jesus wirklich sagte: dass wir uns keine Sorgen machen und feiern sollen. Der vermeintlich atheistische Spruch ficht uns nicht an und bringt uns nicht aus dem Konzept.

Ist das Thema damit angemessen und abschließend erörtert?

Ich frage mich schon, was diese Leute eigentlich antreibt, die glauben ihre Mitmenschen von der Religion befreien zu müssen. Bei Ariane Sherine, der Initiatorin der Kampagne, gab wohl die religiöse Intoleranz, die ihr auf einer Website begegnete, den Anstoß: Wer nicht an Jesus glaube, möge zur Hölle fahren. Wäre schon traurig, wenn das wirklich auf einer Site, die sich christlich nennt, stünde. Welchen Grund für einen derart missionarischen Atheismus gibt es außer der schlechten persönlichen Erfahrung mit Vertretern der Religionen, die es ja leider Gottes doch immer wieder zu geben scheint? Eine weitere Frage: Was will eine atheistische Mission den Menschen bringen? Freiheit aus der Knechtschaft, Nächstenliebe, die Verheißung eines Lebens in Fülle vielleicht?

Jedenfalls: Sie suchen das Gespräch. Deshalb dürfen wir das Thema nicht einfach achselzuckend abschließen.

Dienstag, 6. Januar 2009

Neu in unserer Blogroll

Seit Ende Dezember ist Johannes Roger Hanses mit seiner Seite "Schlicht gesagt katholisch" unter die Blogger gegangen. Dort finden sich viele lesenswerte Texte des Mitbegründers der Duderstädter Gemeinschaft "Vita in deum".

[Leseprobe bei glaubenssache]

Donnerstag, 1. Januar 2009

Anfang 2009

...Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben...


wird doch deshalb so häufig und gerne zitiert, weil Hesse nicht nur eine tiefe Wahrheit treffend formuliert, sondern es ihm auch gelingt in seinen Worten diesen Zauber selbst, der so viel Hoffnung schenkt und Mut macht, einzufangen und weiterzugeben.

Ich wünsche allen einen zauberhaften Anfang heute und für jeden Neubeginn in 2009!

Das komplette Gedicht:

Stufen

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.

Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.

Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegensenden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden...
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

Hermann Hesse