
Doch ganz ehrlich, die Lektüre dieser Reportage darüber, wie sich Glaube jenseits der großen Kirchen seine Bahn bricht, blieb enttäuschend. Ein paar nette Beispiele von Sekten, deutschen Buddhisten und schweizer Hexen, aber keine Substanz, wenig Reflexion, kein Mehrwert. Nun hört man ja ständig, dass sich Religiösität ausbreite, aber eine wirklichen Einblick in diesen vermeintlichen Trend bietet der Artikel nicht. Was mich auch interessiert hätte, wäre gewesen, wie sich bei Katholiken und Protestanten die neuen Suche nach spiritueller Erfüllung ausprägt, die sich von den Standardangeboten ihrer Kirchen nicht mehr angesprochen fühlen.
Bei aller Oberflächlichkeit kann der Artikel doch mit der ein oder anderen treffenden Beobachtung aufwarten, so zum Beispiel:
"Der eigene Glaube erscheint dagegen spießig und moralinsauer. Häufig ist er es auch. Sowohl Protestanten als auch Katholiken haben über Jahrzehnte ein Spiritualtiätsdefizit aufgebaut und wirken insgesamt etwa so illuminiert wie der Bundestag. Wer den Papst und die behäbige Herrenrunde der deutschen Bischofskonferenz oder die staubtrockene evangelische Synode betrachtet, denkt nicht an Gott, sondern eher an Versicherungsverträge."
1 Kommentare:
hi :)
ist es nicht so, dass der wunsch nach glauben oder konkreter spiritualität (dem wunsch nach "mehr" im leben) tendentiell einer bungejumping-mentalität gleich kommt?
wer bringt tatsächlich die muße auf, sich einmal in gedankenstille "höherem" zu öffnen, sich führen zu lassen oder gar zu dienen.
eher geht es doch darum, ein schnelles hochgefühl zu erzeugen, um dem tristen alltag zu entfliehen.
gott wird in der modernen esoterik gerne als universum betitelt; welches prima als wunscherfüller fungiert, die vater-/lehrer-/führerfunktion aber verloren hat.
das ego feiert in den heutigen zeiten hochkonjuktur - klar das da kein platz mehr für gott ist - immerhin will es ihn ja vom thron stossen.
sicherlich faszinieren da andere "kulte", in denen man selbst (durch den glauben) wirken kann.
der papst als gottes vertreter auf erden (ha ha) wirkt weniger anziehend und glaubwürdig, als jemand, der bspw. durch handauflegen kranke gesunden lässt oder dem bedürftigen etwas über sein schicksal oder karma erzählen kann.
gäbe es in der kirche mehr praktiker des gelebten glauben und der nächstenliebe, wäre die kirchen brechend voll.
sicherlich auch ein punkt, an dem die kirchen zu knabbern haben ist der punkt der sünde. jahrhundertelang verurteilte man das volk als sündig - doch gerade neue glaubensinterpretationen gehen hier den weg der vergebung.
doch mit "gott liebt dich und hat dir alle deine sünden vergeben" lassen sich keine ablassbriefe verkaufen oder ein zähes "wort zum sonntag" gestalten.
vielleicht sollte sich die kirche einfach mal eine aussage vom dalai lama zu herzen nehmen "man sollte die menschen nicht über die schrecken des karma unterrichten, sondern über die freuden des dharma".
und bei der gelegenheit mal die gesangsbücher verbrennen, die mehr nach trauerfeier klingen, als nach "preiset den herren" bspw. einer gospelkirche.
gott zum grüsse ;)
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