Der neugewählte Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, packt in seinem Interview mit "Der Spiegel" am 16.2.2008 viele heißen Eisen der Katholiken in Deutschland an. Er rüttelt am Tabu einer kirchlichen Kritik der C-Parteien genauso mutig wie er Probleme mit päpstlich abgesegneten Dokumenten aus Rom beim Namen nennt.
In den Schlagzeilen findet man trotzdem überall das Stichwort "Zölibat". Erzbischof Zollitsch spricht von einer "Revolution", falls der Pflichtzölibat abgeschafft würde. In der Tat: Eine Aufhebung des Pflichtzölibats für katholische Priester wäre mit so vielen Änderungen der kirchlichen Praxis verbunden, dass wirklich "in das innere Leben der gesamten Kirche eingegriffen" (Zollitsch) würde. Nicht, dass der Pfarrer eine Frau liebte, sein Sohn beim Fußballspielen foulte und die Tocher beim Kiffen erwischt würde - das alles taugt weder theologisch noch menschlich als Schlüsselargument. Aber wie könnte die Kirche umgehen mit mit den vielen Priestern, deren Ehen voraussichtlich ebenso scheitern würden wie die der nicht-geweihten Christen? Was tun mit einem Bischof, dem es wie der evangelischen Bischöfin Käßmann ginge?
Das Zerbrechen von katholischen Priester-Ehen ließe sich jedenfalls nicht mehr so einfach vertuschen wie die Tatsache, daß etliche Priester am Zölibat scheitern. Damit meine ich nicht nur diejeningen, die in einer Beziehung leben, sondern ebenso alle, die an ihrer Einsamkeit verzweifeln oder an einer Suchtkrankheit leiden. Im Grunde geht es bei der Zölibatsfrage um das Thema, wie die katholische Kirche mit dem Scheitern von Lebensentwürfen und den betroffenen Menschen umgehen möchte. Denn einen geschiedenen und wiederverheirateten katholischen Priester vom Empfang der Kommunion auszuschließen, hätte zumindest in menschlicher Hinsicht weitreichendere Konsequenzen als beim nicht-geweihten Normal-Katholiken.
Mir fallen dazu immer diese Geschichten vom "Verlorenen" ein, das wiedergefunden wird: Das Schaf wird zurückgeholt, der Sohn umarmt und Zachäus mit einem Besuch beehrt - alles ohne jede Vorleistung. Am Ende wird keiner vom Abendessen ausgeschlossen, sondern ein Festmahl zubereitet.
p.s.: Die optimistische Sicht auf das Thema bei Spiegelnet: "Endlich: Katholen werden wieder normal"
„Ich will etwas verändern“
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warten vergeblich auf Medikamente – und demonstrieren. Sechs Venezolaner
erzäh...
vor 6 Jahren
1 Kommentare:
die folgen des zoelibats
siehe
http://blr-news.blogspot.com/2009/06/freiheit-der-priester.html
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