Sonntag, 22. Februar 2009

Lesetipp

Eigentlich wollte ich die Sache mit den rechten Brüdern und ihrem Holocaust-leugnenden Bischof auf sich beruhen lassen. Nicht im Sinne von "Schwamm drüber", aber im Sinne von "bitte nicht noch ein Post dazu!", es ist doch schon alles hundertfach gesagt.

Doch allen Zeitgenossen, die sich in der Beurteilung der kirchenrechtlichen und sakramententheologischen Details der großen Heimholungsaktion von FSSPX nicht ganz firm fühlen, sei die Lektüre des just auf stern.de zu lesenden Artikels von Frank Ochmann empfohlen.

Samstag, 21. Februar 2009

Zweites Vatikanisches Konzil

Der Link von Scipio auf die Pastoralkonstituion des Zweiten Vatikanischen Konzils hat mich auf die Idee gebracht, einen Post für reine Seo-Zwecke zu schreiben: Wäre es nicht passender, wenn Google bei der Suche nach "Zweites Vatikanisches Konzil" die Konzilstexte auf www.vatican.va vor einer österreichischen Priestergemeinschaft listen würde? Obwohl die österreichische Suchfunktion für alle, die die Texte nicht auswendig kennen und auch nur mal eben drüberflitzen wollen, wirklich gut ist - aber ich meine eben ganz im Sinne des Primats des Bischofs von Rom als "Prinzip und Fundament der Glaubenseinheit und der Gemeinschaft" (Lumen Gentium 18)?

Für alle, die lieber den vatikanischen als den österreichischen Link mögen:
Zweites Vatikanisches Konzil auf www.vatican.va !

Hier gibt es alle Dokumente des
Zweiten Vatikanischen Konzils - Konstitutionen, Erklärungen, Verordnungen - die meisten sogar in zehn Sprachen:

Dei Verbum
Lumen Gentium
Sacrosanctum Concilium
Gaudium et Spes
Gravissimum Educationis
Nostra Aetate
Dignitatis Humanae
Ad Gentes
Presbyterorum Ordinis
Apostolicam Actuositatem
Optatam Totius
Perfectae Caritatis
Christus Dominus
Unitatis Redintegratio
Orientalium Ecclesiarum
Inter Mirifica

Nur lesen muss man noch selbst.

Freitag, 20. Februar 2009

Die Grenzen der Witzigkeit

Praktisch, dass ausgerechnet heute im SpON ein Artikel über Witztheorie erschienen ist. Mit diesem Hintergrund lässt sich gleich besser über die beiden aktuellen Anlässe zum Thema "Grenzen der (religiösen) Witzigkeit" philosophieren:

1. Die israelischen Bischöfe protestieren gegen die Satire eines Fernsehkomikers, der mit Bezug auf Piusbruder Williamson sagte: "Wenn die den Holocaust leugnen, dann verleugnen wir eben das Christentum."

2. Die Mainzer Ordensfrauen setzen die Umdekoration des Wagens 88 beim Rosenmontagszug durch. Thema: Nonne im Nacktscanner.

Der Unterschied besteht nicht nur darin, dass über den Mainzer Vorgang Google News zuerst den den Bericht des Blattes der traditionell übelwollenden "eebsch Seit" (die Wiesbadener Zeitung) listet, sondern dass die katholischen Protestanten in Mainz selbst von sich sagen: “Als die Bilder des Motivwagens veröffentlicht waren, stand das Telefon bei uns wegen vieler Protestanrufe nicht mehr still. Wir mussten reagieren". Aus diesem "mussten" gleich zu schließen, dass sich die ein oder andere Mainzer Ordensfrau in sympathischer Selbstironie womöglich selbst über die nackgescannte Schwester auf Wagen 88 amüsiert hat, ist ganz sicher zu verwegen. Außerdem wäre ich auch für Guido Westerwelle gewesen. (Zum Verständnis: Dem für den Wagen verantwortlichen FDP-Politiker hätte ein bisschen Selbstironie auch gut gestanden.)

[Um hier dem Anschein jedweden selbstironischen Lokalpatriotismus vorzubeugen: Die Kölner haben ebenfalls nach Protesten einen Motivwagen umdekoriert. Der hatte aber nur mit nackt zu tun, nichts mit glaubenssachen.]

Freitag, 6. Februar 2009

Mit der Kirche fühlen

"Sentire cum ecclesia" (mit der Kirche fühlen) - stammt wie das "Magis" von Ignatius von Loyola, also von einem, der einerseits wie kaum ein Anderer für Papsttreue steht und andererseits selbst beträchtlich an der Kirche litt und neun Inquisitionsprozesse überstand.

Wie kann es in diesen turbulenten Tagen nach der
Aufhebung der Exkommunikation der FSSPX-Bischöfe aussehen, mit der Kirche zu fühlen? Klaus Mertes SJ hielt am vergangenen Sonntag in der Gedenkkirche für die Opfer des Nationalsozialismus eine Predigt, in der er deutlich unterscheidet zwischen dem Medienhype um die päpstliche Entscheidung und den kritischen Anmerkungen gläubiger Katholiken, wie sie in der Petition Vatianum 2 zur Sprache kommen. Zitat via tagesspiegel:

"Sentire cum ecclesia", "mitfühlen mit der Kirche" bedeutet für mich als Katholik in diesen Tagen, dass ich mich einerseits nicht einfach von der Entscheidung des Papstes distanzieren kann wie ein kirchendistanzierter Beobachter oder wie ein Nichtkatholik. Andererseits kann ich diese Entscheidung nicht verstehen, mehr noch: Alle Versuche, sie mir selbst verständlich zu machen, scheitern oder führen mich vor Abgründe.

Es wird darauf hingewiesen, dass der Heilige Vater die Holocaust-Leugnung verurteilt und dass gerade das positive Verhältnis zum Judentum ein Herzstück seiner Theologie ist. Ja, das ist richtig, aber das macht die ganze Sache nur noch rätselhafter. Die Entscheidung spricht eine andere Sprache als die Worte, und im Ernstfall zählen Taten immer mehr als Worte.

Bleibt die Frage: Was können wir Katholiken in dieser Situation tun? Viele Katholiken neigen in diesen Tagen zur Resignation. Sie wollen die Kirche verlassen. Sie geben die Hoffnung auf, dass sich da noch etwas bewegen könnte außer in Richtung auf eine Bruderschaft hin, in deren reaktionärem, antisemitischem Sumpf Holocaust-Leugner gedeihen. Ich setze dagegen die Parole: "Auftreten, nicht austreten." Es wäre fatal, die Kritik an der Entscheidung den Kirchenfeinden zu überlassen – denen, die mal wieder alle ihre Vorurteile bestätigt sehen und triumphieren."

....

Nicht jeder, der in diesen Tagen die Kirche kritisiert, hat deswegen schon recht. Aber daraus folgt nicht, dass es keinen Anlass gäbe, nachdenklich zu werden über uns selbst als Kirche. Es wäre ein Gewinn für die Kirche und für die Welt, wenn aus der fatalen Entscheidung des Vatikans ein geistvolles Nachdenken wachsen würde. Dann hätte der Heilige Geist auch auf dieser neuesten krummen Zeile etwas Gerades geschrieben. Dass er das kann, daran glaube ich fest."

Donnerstag, 5. Februar 2009

Exkommunikation aufheben!

Da sich im Vatikan das Aufheben von Exkommunikationen zum Trend zu entwickeln scheint, hoffen auch weitere Exkommunizierte auf den Akt der Barmherzigkeit: In einer Presseerklärung ruft die Organisation römisch-katholischer Priesterinnen den Papst dazu auf, als Akt der Versöhnung und Gerechtigkeit auch das Dekret über die Exkommunikation ihrer eigenen Mitglieder aufzuheben.

Ich könnte mir vorstellen, dass auch die braven, rechtgläubigen Rest-Kirchgänger, welche gerade ihren Kirchenaustritt erwägen,
darauf spekulieren, dass in spätestens zwanzig Jahren die Kirchenstrafe wieder aufgehoben wird, die sie sich als Tatstrafe gemäß CIC can 1364 laut der aktuell gültigen Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz durch ihren Glaubensabfall zuziehen. Auf die Möglichkeit, dass ihrem Wunsch auch in zwei Jahrzehnten nicht stattgegeben wird, bereitet sie die Telefonhotline der Mannheimer Citykirche mit ihrer ermutigenden Message vor: "Unser Glaube hängt nicht vom Papst ab."

Mittwoch, 4. Februar 2009

Syllabus errorum - die Heimholung

Manche lesen den Hexenhammer, um sich zu gruseln. Sie wollen, dass Ihnen als katholischer Europäer des 21. Jahrhunderts ein Schauer über den Rücken läuft, dann probieren Sie es mit dem Syllabus errorum von Papst Pius IX. aus dem Jahr 1864. Eine lange Auflistung von Irrtümern, die es kirchlicherseits zu verurteilen gilt. Als zeitgeschichtlichs Dokument lässt Sie diese Lektüre kalt. Zu kurz gedacht: Durch die von Papst Benedikt intendierte Heimholung des verlorenen Schafes FSSPX (Piusbruderschaft) werden diese Verurteilungen wieder lebendiger Teil einer katholischen Kirche, die wir bislang zu kennen glaubten.

Auf Youtube ist in sieben Teilfilmen eine Ansprache Richard Williamsons zu sehen, in der er den Syllabus als Maßstab der Rechtgläubigkeit erklärt. So können Sie ein katholisches Buch daran erkennen, dass Sie im Register den Begriff Syllabus nachschlagen und wenn der Autor alle Thesen desselben bejaht, handelt es sich um ein katholisches Buch.

Dienstag, 3. Februar 2009

Friedhof der Gummibäume

Was ist das charakteristische Merkmal einer deutschen katholischen Kirche? Okay, ich hab's im Betreff bereits verraten: der Gummibaum. Mal selber drauf achten! (Und bitte Links schicken zu gummibaumfreien Kirchen, die wir an dieser Stelle gerne sammeln!)

Da machen sich die Architekten und Künstler unglaublich viele Gedanke bei der Gestaltung von Kirchen- und Altarräumen, doch welcher Pfarrer kann langjährigen Kirchensteuerzahlern und Kirchgänger Asyl für ihre Pflanzen verwehren, wenn diesen der Ficus über den Kopf zu wachsen droht.

Ein bisschen ist dies vielleicht symptomatisch für die Situation unserer Gottesdienste. Angesichts der drohenden Heimholung der Manipel-Schwinger-Loge P10 möchte ich eine Lanze dafür brechen, die (noch) gültige Form der Liturgie in ihrer ganzen Schönheit, Tiefe und ihrem Reichtum zu feiern. Ich gebe mich nicht der Illusion hin, dass davon unsere Kirchen voller würden, aber wir braven Restkirchgänger würden uns sehr freuen.

Montag, 2. Februar 2009

Magis: Kirchenmusik vom Blogger

Guter Trost für gestresste Katholiken dieser Tage kommt von evangelischer Seite: Der Beisasse des neuen Kellion hat eine wunderschöne Melodie über das magis der ignatianischen Spiritualität komponiert.

te magis novisse,
magis te amare,
magis te sequi,
te christe rogamus

(hier anhören)


(dich mehr zu kennen,
dich mehr zu lieben,
dir mehr zu folgen,´
bitten wir dich, Christus.)

und freundlicherweise die Noten als pdf zur Verfügung gestellt. Danke.

Sonntag, 1. Februar 2009

Exkommunikation aufgehoben

(Zur Aufhebung der Exkommunikation von vier Bischöfen der Priesterbruderschaft St. Pius X.)

Nein, ich bin nicht exkommuniziert, war es nie und möchte es nicht sein. Ich fühle mich wirklich zu Hause in der Kirche, speziell in der katholischen, sie ist meine spirituelle Heimat. Bunt, vielfältig und lebendig - das mag ich besonders an ihr. Da gibt es Intelligente, Warmherzige, Mutige, Ängstliche, Zweifler, Wissenschaftler, Konservative, Postmaterielle, Arrogante, Ökumeniker, Traditionalisten, Psychopathen, Shoahleugner, Zyniker und Schlamper. Dabei ist es ganz natürlich, dass ich mich zu den Einen mehr hingezogen fühle, zu Anderen weniger.

Besonders nahe sind mir die Unterzeichner der beiden folgenden Erklärungen. Sie nehmen Stellung zu einem Ereignis der letzten Woche, das eigentlich zwei Ereignisse ist, nämlich:

1. Zum 50. Jahrestag der Ankündigung des Konzils wird die Kirchengemeinschaft mit erklärten Konzilsgegnern wieder hergestellt.

2. Ein bekennender Antisemit wird damit faktisch aufgewertet.

Die Erklärungen im Wortlaut:


Erklärung von Professoren der Theologischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Weihbischof Jaschke spricht in diesem Zusammenhang von Lapsus, Betriebsunfall und kirchlicher Schlamperei, der letzten Formulierung schließt sich Stefan von Kempis von Radio Vaticana (Elsa berichtet) an.

Das beruhigt mich NICHT!

Denn: Muss man jetzt befürchten, dass zum Beispiel die neueste Personal-Entscheidung, einen Zyniker zum Weihbischof der Diözese Linz [Kommentar von Prof. Paul M. Zulehner zu dieser Personalie und der Situation in Österreich] zu weihen, auch auf kirchlicher Schlamperei beruht? Oder: Wieviele Entscheidungen sind eigentlich insgesamt von dieser Schlamperei betroffen? Oder: Auf welcher Grundlage werden im Vatikan überhaupt Entscheidungen getroffen?

Vor vielen Jahren hörte ich vom "Sensus Fidelium". "Die Gesamtheit der Gläubigen, welche die Salbung von dem Heiligen haben (vgl. 1 Joh 2,20 u. 27), kann im Glauben nicht irren." Das wären 2,2 Mrd Christen oder meinetwegen auch nur 1,1 Mrd Katholiken. Aber dieser Satz steht halt nun mal in Lumen Gentium (Kapitel 12) - einem Dokument des Zweiten Vatikanischen Konzils.

[Schlamperei bezweifelt: Maximilian Liebmann]
[Hintergrund: Journalist im Pius-Staat. Matthias Drobinski berichtet über seinen Besuch Herz-Jesu-Priesterseminar der Piusbruderschaft in Zaitzkofen]
[Lesen: Die Erschütterung ist groß. DBK-Sprecher Matthias Kopp zur Reaktion der Katholiken in Deutschland]
[Lesen: Benedikts Albtraum. Gastbeitrag von Erzbischof Zollitsch auf www.faz.net]