Donnerstag, 5. März 2009

Blaming the Victim

Am Vorabend des Weltgebetstags der Frauen macht eine Meldung die Runde, die wohl niemanden kalt lässt. Ein neunjähriges Mädchen ist Opfer eines schrecklichen Verbrechens, dem weitere Gräueltaten folgen (nachlesen zum Beispiel bei Zeit online):

1. Zuerst wird sie jahrelang vom Stiefvater vergewaltigt - und damit Opfer eines der schlimmsten Verbrechen, die ein Kind erleiden kann.
2. Von diesem wird sie schwanger - ein Ereignis, das nochmals eine neue lebensgefährliche körperliche und seelische Bedrohung für das kleine Mädchen darstellt.
3. Man - wer auch immer, sie ist sicher zu jung dafür - entscheidet, dass ihre Kinder abgetrieben werden. Ob sie begreift, was das bedeutet, weiß man nicht - hoffentlich jetzt noch nicht. Vergessen können wird sie auch dieses Erlebnis wahrscheinlich nie.
4. Der "Fall" kommt an die Öffentlichkeit, bei uns immerhin ohne Namensnennung. Wo wird sie ihre Zukunft, die sie hoffentlich hat, verbringen können?
5. Zu diesen vier grauenvollen Erlebnissen meinen hochrangige kirchliche Vertreter, an ihr ein Politikum exerzieren zu müssen: Es wird öffentlich verkündet, dass sie sich wegen der Abtreibung die Exkommunikation zugezogen habe.
[Einen Tag später korrigiert Radio Vaticana: Nicht das Mädchen, sondern die Mutter und das Ärtzeteam seien exkommuniziert. "Richtig sei jedoch, dass alle an der Abtreibung Beteiligten sich durch diese Tat die Exkommunikation automatisch zugezogen haben." Das ist ein Unterschied - ja. Eher kanonistischer Natur. Denn es werden ja doch diejenigen mit der Kirchenstrafe belegt, die sich um das Kind Wohl des Kindes sorgten und ihm helfen wollen.]
6. Der Vergewaltiger wird nicht exkommuniziert.


Nur tröstlich zu wissen, dass morgen ganz viele Frauen weltweit dieses Mädchen, ihre Mutter und ihre Kinder in ihr Gebet einschließen werden. In der Meinung, dass auch sie das Erbarmen Gottes schon in diesem Leben erfahren kann.

[Laut Radio Vaticana am 14.3. hat die brasilianische Bischofskonferenz festgestellt, dass "der Vergewaltiger jedenfalls aus der Kirche ausgeschlossen sei, da er eine Todsünde begangen habe".]

[Erzbischof Rino Fisichella bringt es in seinem Artikel im L´Osservatore Romano auf den Punkt - Radio Vaticana berichtet am 15.3.]

[Stellungnahme der Erzdiözese Olinda-Recife zum Artikel Fisichellas, via Scipio]