Sonntag, 3. Mai 2009

Scheußliche Kirchenlieder

... jetzt muss ich es doch loswerden - in der Hoffnung, dass es den ein oder anderen Organisten zum Nachdenken anregt:

Will man eine private Liste der scheußlichsten Kirchenlieder erstellen, so würde diese bei allen Rechtgläubigen angeführt werden von Vertretern des NGL, die entweder in der Tat nicht so toll waren, oder von denen man sich definitiv abgehört hat.

Meine private Hitliste wird eindeutig angeführt vom zu langsam (!) gesungenen Heilig der Schubertmesse. Zu diesem Kirchenlied gehört auch, dass es immer langsamer gesungen wird, je weiter südlich man kommt. In Köln kann man noch Glück haben, in Bayern wird es finster. Schade eigentlich. Das hat good old Schubert nicht verdient.

2 Kommentare:

Scipio hat gesagt…

Ich kannte die Schubertmesse ja lange (ca. 35 Jahre) nicht, bis sie irgendwann wieder populär wurde und viel zu häufig von unserem Organisten angeführt wurde, der zwar jedes Vorspiel elegant und flüssig ertönen ließ, aber in dem Moment, wo das Volk einstimmen sollte, vollkommen entschleunigte. Fürchterlich.

Von daher kann ich Dir völlig zustimmen.

Faith hat gesagt…

Lieber Georg, da hast Du ja ein Riesenfass aufgemacht!

Deshalb nur in Kürze:

1. Nachdem die Interpretationshoheit des Schubert´schen Heilig schon vor Jahrzehnten auf Gotthilf Fischer übergegangen ist, wird der Gruselfaktor bundesweit gratis mitgeliefert. Wobei sich das Nord-Süd-Gefälle in der unterschiedlichen Ausprägung der Gänsehaut mit Sicherheit signifikant nachweisen ließe - eine Beobachtung, die mir bisher entgangen war.

2. Musikalisch getoppt wird die Misere in unserer Gemeinde tatsächlich durch das NGL, allerdings nicht wegen der Lieder selbst. Doch ein in breitestem Largo angeführtes "Die Sache Jesu braucht Begeisterte" kann nur noch Bombenstimmung auslösen.

3. Beim Thema "Private Hitliste" hätte ich dann noch ganz andere Favoriten! Wie wunderschöne Melodien und zutiefst bewegende, theologisch vielschichtige oder mystische Texte durch grenzdebile Knittelvers-Reimerei bis zur Makulatur verunstaltet werden, hat uns das Ehepaar Thurmair in den 60er Jahren gezeigt. Da kann auch der beste Organist nichts mehr retten.

4. Bei aller Liebe zur "Missa Paulina" frage ich mich immer wieder, warum wir uns ständig mit Ordinariums-Ersatz-Gesängen abspeisen lassen müssen. Sanctus und Benedictus sind ja manchmal noch recht nah am Urtext - wobei die Betonung auf manchmal liegt, denn ein Sanctus-Lied ohne Trishagion ist für mein Empfinden auch nur Panne -, aber warum wird uns eigentlich selbst in der Osterzeit das "echte" Gloria vorenthalten? Auch um die wunderschöne Osterleise "Christ ist erstanden" bin ich dieses Jahr gekommen.

5. Gegen den musikalischen Frust hilft Bobby McFerrin, den gönne ich mir jetzt noch.

Herzliche Grüße!