
Doch ganz ehrlich, die Lektüre dieser Reportage darüber, wie sich Glaube jenseits der großen Kirchen seine Bahn bricht, blieb enttäuschend. Ein paar nette Beispiele von Sekten, deutschen Buddhisten und schweizer Hexen, aber keine Substanz, wenig Reflexion, kein Mehrwert. Nun hört man ja ständig, dass sich Religiösität ausbreite, aber eine wirklichen Einblick in diesen vermeintlichen Trend bietet der Artikel nicht. Was mich auch interessiert hätte, wäre gewesen, wie sich bei Katholiken und Protestanten die neuen Suche nach spiritueller Erfüllung ausprägt, die sich von den Standardangeboten ihrer Kirchen nicht mehr angesprochen fühlen.
Bei aller Oberflächlichkeit kann der Artikel doch mit der ein oder anderen treffenden Beobachtung aufwarten, so zum Beispiel:
"Der eigene Glaube erscheint dagegen spießig und moralinsauer. Häufig ist er es auch. Sowohl Protestanten als auch Katholiken haben über Jahrzehnte ein Spiritualtiätsdefizit aufgebaut und wirken insgesamt etwa so illuminiert wie der Bundestag. Wer den Papst und die behäbige Herrenrunde der deutschen Bischofskonferenz oder die staubtrockene evangelische Synode betrachtet, denkt nicht an Gott, sondern eher an Versicherungsverträge."