Sonntag, 21. November 2010

Christkönig

Heute ist Christkönigssonntag. An diesem Fest lassen sich immer wieder neue Dimensionen entdecken - wie an so vielen christlichen Festen und Feiertagen selbstverständlich. Den Gedanken der "durchkreuzten Gottesherrschaft" hat der Kapuzinerpater Prof. Dr. Stefan Knobloch heute in eine Predigt gegossen, die nachzulesen wirklich lohnt: Die Sonntagspredigt

Montag, 18. Oktober 2010

Christusmonogramm als religiöse Kindermarke

Chi Rho - aus dem alten Christusmonogramm soll jetzt eine religiöse Kindermarke werden. Es steht Pate für eine neue Kinderserie, die vom 1. November bis 12. Dezember montags bis freitags im KIKA ausgestrahlt wird: "Chirho, das Geheimnis"

Die begleitende Website zu Chirho ist heute live gegangen: Durch die Site führen die Protagonisten der Fernsehserie Cora und Habib: Im Zentrum steht der Cubus Temporis, mit dem die Kinder ab 1. November nach Eingabe eines Codes zu spannenden Bibelgeschichten reisen können. Die biblischen Geschichten sind jene, die man in jeder Kinderbibel findet; sie bilden zusammen mit einer Rahmenhandlung die Grundlage der Fernsehserie.Mit drei Flash-Games, einem E-Card-Service, Gratis-Downloads usw. lädt die Website ihre jungen Besucher zum Verweilen in. Endlich eine christliche Alternative zu playmobil.de! Die Rahmenhandlung erinnert an die Kinderbuchreihe "Das magische Baumhaus", das Layout an die guten alten Löwenzahn-CD-ROMs.

Der Religionspädagoge Prof. Rosenstock bezeichnet Chirho schon jetzt als religiöse Kindermarke. Ein bisschen befremdlich finde ich den Vergleich mit Grimms Märchen. Auf evangelisch.de kann man das ganze Interview zum Projekt Chirho mit ihm nachlesen.

Montag, 11. Oktober 2010

Die dunkle Seite der Kirche

Man vergisst ja vieles im Leben. Besonders trockenen Lernstoff irgendwelcher Uni-Vorlesungen aus grauer Vorzeit. Die Lehrveranstaltungen von Toni Bucher sind mir noch sehr gut in Erinnerung, ich könnte einiges aus dem Stand wiedergeben: zum Beispiel die Entwicklung des religiösen Urteils oder sein Plädoyer dafür, dass auch Kinder die Bibel sehr wohl verstehen können. Er war so beharrlich engagiert für seine Inhalte, so anschaulich in der Darstellung - man merkte, dass es ihm ein persönliches Anliegen war, worüber er forschte und was er uns vermitteln wollte. Es ging um Kinder und Gott und Kinder.

Keine Überraschung, dass
Anton A. Bucher sich auch in Erziehungswissenschaft und nicht nur in Theologie habilitiert hat. Dass er selbst sechs Kinder hat. Und dass er sich jetzt in einem Kontext, in dem kirchliches Scheitern an Kindern zur Sprache kommt, zu Wort meldet.

Ziel der kindlichen Entwicklung ist es, erwachsen zu werden. So banal der Satz ist: Hier steckt der Sprengstoff. Denn Professor Bucher diagnostiziert: "Die Mentalität der römisch-katholischen Kirche ist in vielem verkindlichend, sie hemmt Entwicklung hin zu Mündigkeit und aufrechtem Gang." Er konstatierte schon früher kirchliche Infantilisierung statt religiöser Reifung - ein zentraler Punkt im kirchlichen Missbrauchsskandal.

Jesus hat die Kinder gesegnet, in die Mitte der Menge gestellt und von den Kindern gesagt, dass ihre Engel allezeit das Angesicht Gottes sehen. Anton A. Bucher weist darauf hin, dass das Christentum viel zur Besserstellung des Kindes in menschlichen Gesellschaften beigetragen habe.

Seine Überzeugung "Die hellen Seiten der Kirche wären pragnanter, wenn auch über die dunklen gesprochen würde" veranlasste ihn, den Titel für sein Buch zu wählen "
Die dunkle Seite der Kirche". Es stimmt ja: Aus Angst vor Autoritätsverlust hat die Kirche viel Autorität verloren. Jetzt müssen wir uns damit abmühen, eingebüßte Glaubwürdigkeit wieder zu gewinnen. Wie kann das gehen?

Anton A. Bucher hat in seiner gewohnt prägnanten Art Wünsche für die Zukunft unserer Kirche formuliert, die ich gerne wiederholen möchte:
"Ich wünsche mir eine offenere Diskussion" (über längst fällige Veränderungen, laut Pressebericht).
"Ich wünsche mir eine Reduktion der Doppelmoral" (im Hinbilick auf "versteckte" Lebensgefährtinnen und Kindern von Priestern).
"Ich wünsche mir mehr froh machende Botschaften anstatt schuld machende."
"Ich wünsche mir mehr geschwisterlichen Umgang (statt Hierarchie)."
"Ich wünsche mir eine Kirche, in der Menschen erwachsen werden."

Die Deutsche Bischofskonferenz hat auf ihrer Herbstvollversammlung eine "
Dialoginitiative" gestartet. Vielleicht geht damit schon der erste Wunsch in Erfüllung?

Quelle:
kathweb.at

Sonntag, 26. September 2010

Religiöses Brauchtum der Vergangenheit

"Das religiöse Brauchtum der Vergangenheit wird durch die zahlreichen Kapellen und Bildstöcke verdeutlicht..."

Nee, das ist nicht aus einem Science-Fiction - Drehbuch, sondern aus einem kleinen Prospekt mit einem Wandervorschlag im Maggiatal. Ich fühle mich wie ein Fossil.

Samstag, 4. September 2010

Der ultimative Glaubenstest

Nach der Beantwortung der 20 Fragen gibt es eine Frage nicht mehr: Was glaube ich eigentlich? Dann weiß ich, welcher Konfession oder Religion ich im tiefsten Innern meiner religiösen Überzeugungen angehöre.

Wer das möglich macht? Der belief-o-mat, sozusagen der Wahl-o-mat in Religionsfragen. Ich kann nur einladen, ihn mal auszuprobieren. Dagegen mutet der Religionsmonitor an wie etwas für Anfänger ;-)

Ich war froh, dass bei mir als zweithöchste Überseinstimmung römisch-katholisch mit 93% rauskam.

Mittwoch, 25. August 2010

Weihnachten 2010

......kam heute Mittag mit einer ersten größeren Nachricht in die Medien: "Dem deutschen Einzelhandel steht mit einem Umsatzplus von rund 1,4 Mrd. Euro das beste Weihnachtsgeschäft seit dem Jahr 2006 bevor. Zu diesem Ergebnis kommt eine Befragung des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der Messe Frankfurt." Quelle: Börsenblatt (u.v.a.)

Seit dieser Meldung werde ich einen Ohrwurm nicht mehr los: "Nun freut Euch, Ihr Christen, singet Jubellieder...kommt lasset uns anbeten den König, den Herrn " (GL 143, hier der komplette Text)

Es ist jedes Jahr das Gleiche: Von Konsumwahn und Kitschdeko-Orgie angewidert habe ich überhaupt keine Lust auf Weihnachtsgeschenke, Weihnachtsmärkte, Weihnachtsbäume und träume von einer kleinen besinnlichen Klause, in der ich über die Geheimnisse der Geburt Jesu vor mich hin meditieren könnte. Und dann passiert es irgendwann: Die echte Nachricht von Weihnachten "Gott ist Mensch geworden" haut mich um. Ist das nicht Wahnsinn? Und dann freue ich mich, dass inzwischen fast die ganze Welt irgendwie mitfeiert.

Samstag, 24. Juli 2010

zwei alte gedichte

berichte von panik im tunnel, so viele tote, apokalyptisch anmutende bilder in allen medien und duisburg ist so nah wie der tod dem leben...

wahrscheinlich passt es gar nicht, ich bin keine germanistin, es kam mir einfach in den sinn, ein gedicht von paul celan, eines der ganz wenigen, die ich mal auswendig konnte:

Bei Wein und Verlorenheit, bei
beider Neige:

ich ritt durch den Schnee, hörst du,
ich ritt Gott in die Ferne - die Nähe, er sang,
es war
unser letzter Ritt über
die Menschen-Hürden.

Sie duckten sich, wenn
sie uns über sich hörten, sie
schrieben, sie
logen unser Gewieher
um in eine
ihrer bebilderten Sprachen.


wahrscheinlich auch dies germanistisch unerträglich - ich konnte "Bei Wein und Verlorenheit" nie ohne

Zürich, Zum Storchen

Für Nelly Sachs

Vom Zuviel war die Rede, vom
Zuwenig. Von Du
und Aber-Du, von
der Trübung durch Helles, von
Jüdischem, von
deinem Gott.

Da-
von.
Am Tag einer Himmelfahrt, das
Münster stand drüben, es kam
mit einigem Gold übers Wasser.

Von deinem Gott war die Rede, ich sprach
gegen ihn, ich
ließ das Herz, das ich hatte,
hoffen:
auf
sein höchstes, umröcheltes, sein
haderndes Wort –

Dein Aug sah mir zu, sah hinweg,
dein Mund
sprach sich dem Aug zu, ich hörte:

Wir
wissen ja nicht, weißt du,
wir
wissen ja nicht,
was
gilt.

Dienstag, 6. Juli 2010

Bischof Bode spricht jetzt facebookisch

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...so viele Social-Media-Vokabeln in 1:11 Minuten! Wie das geht, zeigt Bischof Bode bei http://www.das-erste-soziale-netzwerk.de/

High End-Perfomance will das sicher gar nicht sein. Ich tippe auf einen milieuspezifischen Kommunikationsversuch: Ein bischöflicher Gehversuch Richtung "Moderne Performer", um endlich "durch mediale Kommunikation Lücken zu schließen, die in der personalen Kommunikation der Kirche offen bleiben" - wie es Georg zum Trendmonitor "Religiöse Kommunikation 2010" formuliert. Vielleicht noch mit einem kleinen wehmütigen Rückblick auf seine Zeit als Jugendbischof.

Oder hat jemand eine andere Idee?

Montag, 5. Juli 2010

Kirche, Menschen, Medien 2010


"Ich denke, es gibt schon viele Katholiken, die von ihrer Kirche noch einiges erwarten: Lebensbegleitung, sakramentale Begleitung, Seelsorge, auch sehr viel soziales Engagement und Engagement für Gerechtigkeit und Frieden, und die sich zunehmend fragen, ob die konkret vorfindliche Kirche das leistet. Es ist eine Situation zwischen Hoffen und Bangen." lautet eines von vielen Zitaten im lesenswerten Hintergrundbericht des Deutschlandradio, das die Situation unserer Kirche in Deutschland treffend beschreibt.

Wie stehen die Katholiken zu ihrer Kirche? Was schätzen sie, zu welchen Themen gibt es Meinungsverschiedenheiten? Aus welchen Quellen informieren sie sich zu religiösen Themen und Fragen? Nach den Ereignissen der letzten Monate ist das Zusammenwirken von Kirche, Menschen und Medien mehr denn je in der Diskussion.

Brandaktuelle Erkenntnisse zu diesen und vielen weiteren tiefer gehenden Fragen liefert eine repräsentative Studie, die mit den beiden renommierten Markt- und Sozialforschungsinstituten "Institut für Demoskopie in Allensbach" und "Sinus Sociovision" durchgeführt wurde: der MDG-Trendmonitor "Religiöse Kommunikation 2010"

Aus erster Hand gibt es eine kleine Zusammenfassung: Das Interview mit Georg bei Radio Vatikan zum Trendmonitor "Religiöse Kommunikation 2010" kann man als Podcast anhören oder in der gedruckten Version lesen. Georg hat außerdem eine kleine Kostprobe der Ergebnisse zum Download zusammengestellt.

Das wahre Gebet

Große Weisheit sprechen aus den Worten von Papst Benedikt an Jugendliche in Sulmona:

"Es ist wichtig zu lernen, Augenblicke der Stille in unserem Alltag zu erlernen, um die Stimme des Herrn hören zu können. Seid gewiss: wenn jemand lernt, diese Stimme zu hören und ihr ganzen Herzens zu folgen, so hat er Angst vor gar nichts, er weiß und spürt, dass Gott mit ihm und mit ihr ist, Freund, Vater und Bruder.“

zitiert Radio Vatikan. Und weiter:

"Das wahre Gebet ist nicht weit weg von der Wirklichkeit. Wenn euch das Gebet vom eurem wirklichen Leben wegführt und entfremdet, seid auf der Hut: das ist kein echtes Gebet! Es geht nicht darum, die Worte zu vermehren – das sagte schon Jesus – sondern ganz in der Gegenwart Jesu zu bleiben und die Worte des Vater Unser zu wiederholen, dass alle Probleme unseres Lebens umgreift, oder in der Anbetung, in der Meditation der Schrift oder der Liturgie. Alles das lenkt nicht vom Leben ab."

Samstag, 19. Juni 2010

Ein schönes Schlusswort

Der heutige Kommentar von Markus Günther, Chefredakteur der Augsburger Allgemeinen, wäre ein sehr schönes Schlusswort zur Causa Mixa und ist eine gelungene Mahnung für das, was in der zerrissenen Kirche von Augsburg nun anstünde. Deswegen: lesen, lesen, lesen!

Nach Mixa

Walter Mixa lügt. Ein Beispiel: Am 9. Mai, nach der Annahme des Rücktritts durch den Papst, sagte er der Bild am Sonntag, er sei in einer Schweizer Klinik „wegen Problemen mit den Schleimbeuteln“ und müsse am Knie operiert werden. Richtig ist: Mixa war nicht in einer orthopädischen, sondern in einer psychiatrischen Klinik.

Trotz nachweisbarer Lügen spinnt Mixa mit seinen Freunden und Einflüsterern an einer Legende: Er geriert sich als Konservativer, der von linken Intriganten zum Rücktritt gezwungen wurde...

Hier geht's zum ganzen Leitartikel.

Sonntag, 23. Mai 2010

Ein neues katholisches Blog ist online!


Welchen besseren Tag als Pfingsten könnte es dafür geben, eine neue geistreiche Stimme unter den katholischen Bloggern zu begrüßen? Janko bloggt seit dem 4. Mai als "Der andere Franz" in katholischer Weite mit franziskanischen Perspektiven.

Die Posts sind alle lesenswert. In einem weist er auf seinen Film "
Möller gegen Gott" hin, für den er einen Atheisten auf dem Ökumenischen Kirchentag in München begleitet hat: Die Erlebnisse des Philipp Möller unter Christen, der als Vertreter der Giordano Bruno Stiftung für eineTalkrunde mit Bischof Gebhard Fürst und Präses Nikolaus Schneider angereist war.

Schöne Pfingsten!

Samstag, 22. Mai 2010

Die Tochter des Pfarrers


...scheint doch etwas Besonderes zu sein. Oder vielmehr ihr Vater.

Sie ist nur wenige Jahre jünger als ich, doch ich erinnere mich noch an das Baby auf dem Wickeltisch im Pfarrhaus. Wahrscheinlich war ich als kleines Mädchen mit meiner Mutter dort, die eine Messe bestellen wollte - das kam öfter vor. Etwa drei bis vier Jahre später habe ich mal einen Dorfklatsch darüber mitbekommen, dass die Tochter des Pfarrers im Kindergarten das "sch..."-Wort benutzt hatte. Damals war das unter Erwachsenen noch ganz arg verpönt. Natürlich sagte sie "Papa" zu ihrem Vater, wurde Ministrantin, hat geheiratet usw. Im Gegensatz zu mir wohnt sie, glaube ich, heute noch in unserem Heimatdorf, ihr Vater ist zum Ruhestand in die Nachbargemeinde gezogen. Die Geschichte ist natürlich total langweilig. Eine ganz normale Familie, mit Schwiegersohn und Familienfesten. Wäre mir nie eingefallen, darüber zu bloggen. Bis mir nach Jahrzehnten heute auffiel: Ich habe nie wieder einen katholischen Priester getroffen, der ein kleines Kind adoptiert hat.

Damit will ich nicht sagen, dass ein guter Pfarrer unbedingt Kinder haben muss. Aber: Unserer war für Kinder ein guter Pfarrer.

Montag, 17. Mai 2010

Think Tank der Kirche: Think Big!

Mit einem Think Tank zu Reformthemen will die Deutsche Bischofskonferenz der aktuellen Austrittswelle begegnen. Die Steuerungsgruppe soll erarbeiten, wie sich die Kirche zum kulturellen Pluralismus in der Gesellschaft stellen will und das Verhältnis der Kirche zum gesellschaftlichen und staatlichen Leben in Deutschland überprüfen. Laut Spiegel Online sollen auch Reformthemen wie der Pflichtzölibat für katholische Priester diskutiert werden.

Diese Themen warten schon seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil auf die offene Diskussion darüber, was "Kirche in der Welt von heute" - in Deutschland bedeutet. Ich werde weder den Pflichtzölibat verteidigen noch die Frauenordination ablehnen. Auch eine Stärkung der Ortskirchen, beispielsweise hinsichtlich Bischofsbesetzungen, wäre mehr als wünschenswert. Es ist unerlässlich, dass sich die Kluft zwischen dem, was die Mehrheit der Gläubigen glaubt, erfährt, lebt und denkt und dem, was offzielle Lehrmeinung ist, geschlossen wird. Dass der Diskurs nun unter dem Druck einer Austrittswelle begonnen wird, finde ich schade und unglücklich. Ich wünschte er wäre ohne Missbrauchs- und Glaubwürdigkeitskrise in Gang gekommen.

Er wird auch nicht ausreichen, verlorenes Vertrauen zurück zu gewinnen. Dazu brauchen wir viel mehr als Zölibats- oder Kirchensteuerdiskussionen! Wir haben gerade in der aktuellen Krise eine riesengroße Chance: Der Öffentlichkeit zu zeigen, wie der Glaube an Jesus Christus neue Lebensmöglichkeiten eröffnet - durch Umkehr, Versöhnung, Hoffnung und Befreiung zu einem neuen Leben. Wie wir als Schwestern und Brüder so miteinander umgehen, dass ein großes Mehr an Leben in Fülle für Alle daraus erwächst. Eine Gemeinschaft, die ihren Glauben und ihr Leben auf dem Evangelium gründet, wird wieder einladend und attraktiv für Menschen sein, denn sie bietet ihnen eine Perspektive für ihr eigenes Leben. Äußerungen wie "Das Schicksal eines Menschen ist wichtiger als der Ruf (die Macht, der gesellschaftliche oder der politische Einfluss, die Pfründe) der Institution" treffen in etwa das, was ich meine. Jetzt gilt es aufzuzeigen, wie dies in Zukunft konkret und konsequent umgesetzt werden kann.

Bernd Jochen Hilberath, Professor für Katholische Dogmatik an der Uni Tübingen hat es im Blick auf die aktuelle "Missbrauchskirse" so formuliert: "Und dann muss Kirche in einem werbenden positiven Sinn herausstellen, wie sie vom Evangelium her, in dem es nämlich Fehler, Umkehr und Versöhnung gibt, mit diesen Dingen umgeht. Das heißt, es geht nicht nur darum, sich um die Opfer zu kümmern, das ist das Primäre, das muss unbedingt sein. Sie muss sich auch dazu stellen, wie sie mit den Tätern umgehen wird und wie Vergebung, Versöhnung, Neuanfang geschehen kann. Das muss sie in ihrem eigenen Raum glaubwürdig vorleben. Und da sollten die Bischöfe allen Wert drauf legen oder alle Anstrengungen hineingeben. Nur dann, wenn Kirche vorlebt, wie wir miteinander umgehen können - bei allem Versagen, bei aller Schuld -, dann hat sie überhaupt noch eine Chance, in der Gesellschaft ernst genommen zu werden."

Das komplette Interview mit Professor Hilberath vom 22.04.2010 hat im Kern nichts an Aktualität verloren, auch wenn der Anlass inzwischen von der Geschichte überholt wurde:
"Mixa ist nicht das Opfer der Medien" im Deutschlandradio.

Dienstag, 4. Mai 2010

Aufruf für eine prophetische Kirche


Jetzt online unterzeichnen: Leben in Fülle für Alle!

Ein in seiner Einmütigkeit beeindruckender Zusammenschluss ganz verschiedener katholischen Organisationen und Einzelpersonen hat heute in Bonn diesen Aufruf vorgestellt.

"Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben." (Joh 10,10) steht darüber, er schließt mit "Diese Hoffnung auf ein Leben in Fülle für alle drängt uns, Fatalismus und Resignation zu widerstehen und der die Welt verändernden Kraft des Glaubens zu vertrauen."


Der Aufruf umfasst eine Analyse unserer Wirklichkeit, eine Beschreibung unserer Hoffnung auf eine biblisch-christliche Welt- und Werteordnung und das Bekenntnis unserer Verantwortung mit Verpflichtungscharakter.

Ich kann mir keinen katholischen Christen vorstellen, der das nicht unterzeichnen möchte.


Sonntag, 2. Mai 2010

Salve Regina

Am 1. Mai konnte ich ein sehr schönes Renaissance-Konzert besuchen, auf dem diese wunderbare Vertonung des Salve Regina von Claudio Monteverdi zur Aufführung kam. Ich habe sie gestern von einem Sopran gehört, was mir sehr gut gefiel. Im Original singt ein Tenor:




Salve, Regina, mater misericordiae,
vita, dulcedo, et spes nostra, salve.
Ad te clamamus exsules filii Hevae.
Ad te suspiramus,
gementes et flentes in hac lacrimarum valle.
Eia, ergo, advocata nostra,
illos tuos misericordes oculos ad nos converte.
Et Iesum, benedictum fructum ventris tui,
nobis post hoc exsilium ostende.
O clemens, O pia, O dulcis Virgo Maria. Amen.

Sonntag, 7. März 2010

Fastenzeit: Gott lässt mit sich reden

"Fasten - die Dinge wieder richtig ordnen: Was ist im Leben wichtig und was unwichtig?
Beten - den Draht zu Gott wieder finden oder wieder verstärken.
Teilen - alles, was uns gegeben ist an Gaben und Möglichkeiten so einsetzen, dass auch andere besser leben können."

Bischof Bode hat eine schöne Predigt zur Fastenzeit gehalten. Die Grundvollzüge der Österlichen Bußzeit "Fasten - Beten - Teilen" übersetzt er gelungen in allgemein verständliche Worte und konzentriert sich dann auf das Gebet. Eine schöne Katechese zum "Vater unser" mündet in die Einladung sich dem weltweiten Netzwerk der Beter anzuschließen.

Die Predigt in Textform kann man bei der www.dbk.de nachlesen.

Sonntag, 28. Februar 2010

Franz, der Musiklehrer oder Kant zwischen zwei Hellen

Am Wochenende war es wieder so weit - ein Kumpel und ich zogen durch die Münchner
Kneipen. Wir landeten irgendwann, recht spät war es auf jeden Fall, im Augustiner und
setzten uns an einen Tisch, an dem bereits ein Mann mittleren Alters saß. Ich suchte noch
kurz die Toiletten auf und als ich zurück kam, waren mein Freund und der Mann bereits in ein
Gespräch über Irland vertieft.

Unser Bier kam und ich lauschte dem Gespräch. Ich kann nicht mehr sagen wie, aber plötzlich
waren wir bei dem Thema "Katholische Kirche". Nach einigem hin und her outeten wir uns
beide als Theologen. Er schaute uns spitzbübisch an und meinte wohl, einen großen Coup
landen zu können, indem er frech grinsend fragte: "Jungs, was ist eigentlich Glaube?"
"Etwas positiv weiterdenken", antwortete mein Freund gewieft. Unser Tischnachbar schien
damit nicht ganz zufrieden zu sein und stieg sofort mit philosophischen Fragen ein.
Wir diskutierten über christliche Werte, was Religion für Massen bedeuten kann, den
persönlichen Glauben und sogar themenlastige Fragen wie die Frage der Trinität und der
Transsubstantiation; wir versuchten sogar die Frage zu erörtern, ob man Christ sein kann,
ohne die Auferstehung Jesu Christi anzunehmen. Ob das nicht zu dogmatisch sei und wo die
Freiwilligkeit in dieser Entscheidung liege, fragte er. Bei dieser Fragen gerieten wir dann ins
Stocken und bestellten die nächste Runde. Mittlerweile hatten wir drei auf das "Du"
angestoßen und wussten, dass er Musik und Pädagogiklehrer war und großes Interesse an der
Religionswissenschaft hatte. Franz, so sein Name, fragte uns dann, wie eine absolute Vorgabe
mit dem Gewissen vereinbar sei und ob dies nicht ein Problem im Christentum darstelle?
Wir verneinten das, denn der Gewissensvorbehalt ist selbst im CIC, dem kirchlichen
Gesetzbuch verankert, als letzter Artikel. Freundlich lächelnd meinte er dann, dass er mit der
Annahme des Glaubens Schwierigkeiten habe, da es für ihn nicht einfach wäre dies alles
anzunehmen und für wahr zu halten. "Und genau das ist Kant", meinte ich dann, nachdem mein Glas schon wieder nur noch halbvoll war. "Kant meint als Definition für den Glauben, etwas Unzureichendes für wahr halten. "Es ist nur - oder Gott sei Dank - Glaube, wenn wir etwas annehmen, was wir nicht ganz nachvollziehen können. Die Fähigkeit, Glauben zu können, wird auch als Gnade angesehen und Gnade als Geschenk", schloss mein Kumpel ab.

Franz dachte kurz nach und leerte dann mit einem Schluck sein Glas. Grinsend stimmte er uns
zu und bot dann an, unsere Zeche zu übernehmen. Das war für uns natürlich kein Problem.
Für uns ging es schließlich noch weiter an diesem Abend und Franz verließ uns dann auch
bald, da er auf den letzten Zug in seine Heimat musste. Uns rief das Andechser am Dom.

Ein Gastpost von Philipp Brutscher.

Donnerstag, 25. Februar 2010

Jesus von Montreal

Kürzlich erfuhr ich aus der "Blogoszese", dass doch noch nicht alle diesen Film kennen, den ich bisher für ein religionspädagogisches "Must-Have" gehalten hatte. Darum eine kurze Empfehlung: Jesus von Montreal ist eine Verfilmung des Evangeliums, die sich anzusehen lohnt. Während eine Gruppe junger Theater-Schauspieler sich (und die Zuschauer) über ein Passionsspiel mit dem Leben Jesu aus historischer Perspektive vertraut macht, ereignet sich in ihrem Alltag das "wahre" Evangelium. Die Parallelen beginnen bereits im Prolog mit Andeutungen aus der Geschichte Johannes des Täufers und ziehen sich mehr oder weniger verdeckt durch den ganzen Film. Die Passage über Tempelreinigung und Gerichtsverhandlung bette ich unten ein. Der Film lebt von dem Spannungsbogen zwischen der Annäherung an die historische Figur Jesu und der Wirkung, die seine Botschaft und sein Anpruch in der Gegenwart der Protagonisten entfaltet. Ein in theologischer und künstlerischer Hinsicht anspruchsvolles Werk, zugleich sehr unterhaltsam und stellenweise sogar komisch. Aus meiner Sicht der beste aller "Jesus-Filme", wenn man ihn überhaupt in dieses Genre einordnen will.

Inzwischen kann man den kompletten Film in 13 Häppchen auf Youtube ansehen - in französischer Originalsprache mit englischen Untertiteln.

[Sorry, die Videos wurden inzwischen wegen Verstoßes gegen die Nutzungsbedingungen entfernt. Ich bette deshalb jetzt den Beginn des Films ein, der an den Anfang des Markusevangeliums erinnert. ]


Montag, 22. Februar 2010

Ich glaube an Gott, weil...

"... ich in meinem Leben schon zu viele einschneidende Erfahrungen mit IHM gemacht habe, die mir keiner nehmen kann."

Dieses schlichte, überzeugende Glaubenszeugnis stammt nicht von einem "Berufsgläubigen", sondern aus einem Interview mit dem deutschen Krimi-Erfolgsautor Andreas Franz (anlässlich der Neuerscheinung von "Eisige Nähe" - das ist eine Werbeeinblendung als Dankeschön für diese wunderbaren Worte). Ein weiteres Zitat aus dem Interview: "......mein Glaube verhindert, dass ich nur noch alles in Grau- und Schwarztönen sehe."

Ist das nicht schön, wenn jemand einfach so über seinen Glauben und seine Erfahrungen mit Gott sprechen kann - ohne sich von der Kirche distanzieren oder sie verteidigen zu müssen?

Wer das exklusive Interview komplett lesen möchte, findet es bei einem
Online-Buchversandhändler.


Mittwoch, 3. Februar 2010

Charismatiker: Füttern verboten!

Bei meinen Studien zum Thema „Führungseigenschaften aus theologischen Betrachtungen“ ist mir die Bedeutung des Charismas des Führenden deutlich geworden. „Charisma“ wird in unserem Sprachgebrauch häufig als eine Art „besondere Ausstrahlung“ gesehen. Etwas, das eine Persönlichkeit an seine Zuhörer oder Anhänger durch Sprache, Gestik und Mimik transportiert.

Betrachtet man „Charisma“ aber vom griechischen Original „χάρισμα“ dann steht es eher für etwas Empfangenes.

„Charismen“ bedeuten im Neuen Testament die Gnadengaben des Heiligen Geistes. Menschen mit diesen Eigenschaften werden in der Bibel als „Charismatiker“ bezeichnet.

Ein charismatischer Führer ist im Neuen Testament also einer, der etwas empfangen hat und dies dann nach außen transportiert. Charismen anzunehmen, also sich bewusst zu machen, dass Gott etwas mit einem vor hat und dafür „Werkzeuge“ bereitstellt, bedeutet auch immer eine gewisse Demut. Denn woher soll ich wissen, dass Gott mich wirklich meint und ich mir diese Gnadengaben nicht einrede?

Einen wahren Charismatiker zu erkennen, ist also nicht ganz so einfach.

Die ersten Gemeinden der frühen Kirche haben sich zu diesem Punkt viele Gedanken gemacht, denn es kam oft vor, dass sogenannte „Wanderpropheten“ erschienen und den Gläubigen gegen freie Kost und Logis den Himmel auf Erden versprachen.

Ein wesentliches Merkmal eines wahren Charismatikers ist für die Gemeinde, dass er nicht länger als zwei Tage bleibt. Länger konnten sie ihn nämlich nicht versorgen.

(vgl http://www-user.uni-bremen.de/~wie/texteapo/didache.html - Kapitel 11,5f)

Ein Gast-Post von Philipp Brutscher

Donnerstag, 28. Januar 2010

Paradies im Himmel

Eine Fantasie vom Paradies: Auf einem Drachen durch wildromantische schwebende Berge und Wasserfälle fliegen. In einem überirdisch starken und anmutigen Körper auf Bäume klettern und wilde Tiere reiten. Pflanzen, Tiere, Menschen und Gott leben in Eintracht und spiritueller Gemeinschaft miteinander. Der Gelähmte ist geheilt, die Nächte sind erleuchtet. Der Science Fiction "Avatar - Aufbruch nach Pandora" malt ein wunderschönes Bild von einem Paradies im Himmel, einer neuen Welt, von der wir nur träumen können.

Die neue Welt, die neue Erde - das ist die Hoffnung und Erwartung unseres Glaubens, für die unsere uralten Lieder auch Bilder haben: Wolf und Lamm liegen nebeneinander und das Kind spielt mit der Schlange. Die Völkerwanderung zum himmlischen Jerusalem mit zwölf Perlen als Tore. Der wahre Morgenstern, der in Ewigkeit nicht untergeht. Sie sind schön, unsere Lieder. Die Bilder in Avatar sind unmittelbar eingängiger - unter anderem dank Computeranimation.

Sich an ein fremdes Kunstwerk zu hängen ist letztlich billig und ich weiss nicht einmal, ob James Cameron Christ ist. Es wäre schön, wenn es uns Christen öfter und besser gelänge, unsere Erwartung der neuen Schöpfung in solch ausdrucksstarke Bilder zu fassen, die Menschen heute verstehen können. Dass sie Sehnsucht danach haben, wissen wir schließlich nicht erst seit gestern - als Avatar zum erfolgreichsten Film aller Zeiten aufstieg.

Leibliche Auferstehung in einem blau gestreiften Drei-Meter-Körper? Warum nicht? Ich möchte auf einem Ikran über Pandora fliegen, denn so müssen sich Engel fühlen. Das Beste an all diesen Bildern ist ja: die neue Schöpfung Gottes wird alle menschlichen Fantasien übersteigen!

Übrigens (mit einem kurzen Seitenblick auf Radio Vatikan und andere Filmkritiker): Dass man den Film auch ganz anders erleben kann, hat mich mein Begleiter sofort nach der Vorstellung gelehrt. Der erste Satz, den ich nach dem Kinobesuch hörte, lautete: "Diese superstarke Roboter-Maschine, die man durch eigene Bewegungen steuern kann, die ist voll krass!"