Sonntag, 30. Januar 2011

Santa Martina

Früher, als es noch üblich war sich zum Namenstag zu graturlieren, kamen Lehrer und Bekannte am 11. November mit ihren Glückwünschen auf mich zu. Obwohl das natürlich sehr nett gemeint war, reagierte ich oft fast ein bisschen beleidigt. Ich heiße ja nicht Martin. Schon meine Mutter legte immer großen Wert darauf, dass meine Namenspatronin eine Römerin und Martyrerin war, nicht der Soldat und Bischof von Tours.

Obwohl ich einen in meiner Generation geläufigen Namen trage, ist die heilige Martina ziemlich unbekannt. Ich weiß auch nicht mehr über sie, als im Ökumensichen Heiligenlexikon dokumentiert ist. Sie lebte als Zeitgenossin Tertullians in Rom und starb noch vor den großen organisierten Christenverfolgungen des römischen Reichs im Jahr 230 als Martyrerin, weil sie den heidnischen Götzendienst verweigerte. Tertullian beschrieb die Lage der Christen damals: "Wenn der Tiber übertritt, oder der Nil nicht die Felder bewässert; wenn der Himmel sich nicht bewegt oder die Erde doch; wenn eine Hungersnot herrscht oder eine Plage, hört man sofort den Schrei:»Werft die Christen den Löwen vor!»" Die Legende erzählt davon, was Martinas Treue zum Glauben vermochte: Götzenbild und Tempel stürzten ein, der Löwe im Amphitheater legte sich ihr zu Füßen.

Die einzige ihr geweihte Kirche, die ich kenne, steht in Rom in der Nähe des Forum Romanum: Santi Luca e Martina. Die heilige Martina wird verehrt als Schutzpatronin Roms und der stillenden Mütter.

Beides - die Stadt Rom und das Stillen - sind mir so viel näher als der Soldatendienst oder das Bischofsamt. Deshalb bin ich meinen Eltern sehr dankbar für diesen schönen kleinen Namenstag am Fest einer der vielen glaubensstarken Frauen in unserer Kirche.